Sunnseitn: ein feuchtfröhliches Crossover

Mit der diesjährigen Sunnseitn ging das “Europäische Festival des tanzenden Publikums” im Brauhaus Freistadt, vergangenen Samstag in seine bereits 29. Auflage. Auf sieben Bühnen geben sich Musiker*innen und Tänzer*innen aus ganz Europa die Klinke in die Hand und erzeugen damit ein Festival, in dem sichvolkstümliches und alternatives Milieu durchmischen.

Da wir noch ein Bier in der Gaststube tranken, standen wir pünktlich um Acht beim “Tanzboden 3” schon mitten im Geschehen. So erlebten wir gleich mal zu Beginn in der Gaststube die ersten Minuten der Grensbergmusi. Deren traditionelle Volksmusik wird von Mühlvierteler Tanz, natürlich in Tracht, ergänzt. Parallel dazu konnten wir durch ein offenes Fenster den ungarischen Kreistänze mit Tanzmeister Attila im Gastgarten (Tanzboden 1) bestaunen. Dies war jedoch nur ein kurzes Intermezzo, wir suchten darauf lieber die Open-Air Bühne  auf. Auf dieser war das vom Mailänder Andrea Capezzuoli zusammengestellte Musikprojekt der erste Act – die Wurzeln der Musik liegen in der italienischen Volksmusik, diese wird mit Einflüssen von Folk und Gypsy gemischt und wird dadurch absolut hörenswert. Nach Ende dieser Einlage bewegten wir uns richtung Vordach der Lagerhalle – dem „Tanzboden 5“. 

Unter dem Vordach spielte Beda mit Palme als Mühlviertler Lokalmatador und bekam dabei unterstützung von den Dreadlions. Beda, der im bürgerlichen Namen Peter Chalupar heißt, singt in Mundart zu Folk und Reggae, es selbst nennt es Volksreggae, natürlich war auch sein treuestes Bandmitglied anwesend, seine Palme. Nach einer Zeit wechselnden wir dann aber in die Lagerhalle, wo sich links und rechts der Bühne Wänd mit mehreren Metern hochgestellten Leergut-Kisten hervorgehoben. Pünktlich um halb Zehn begann mir Average einer der beiden Headliner des Abends. Der gebürtige Linzer ist ohne Zweifel einer der besten Rapper des Landes, er macht Deutschrap ganz ohne Pseudo-Ghetto-Gangste-Gehabe, dafür mit viel Selbstironie, wie zB. beim Track “Männergrippe”. Auch sein Hang zum französischen Hip-Hop schlägt sich immer wieder in seinen Texten durch. 

Nach dem Ende des Gigs schauten wir wieder zurück zur Open-Air-Bühne, wo gerade die Gypsy-Band Gewürztraminer zu Spielen begonnen hatten. In besonder Erinnerung blieben mir die Lieder “Tanzverbot” und “Globalisierung” des Sextetts. Kurz darauf begann parallel dazu der Auftritt von Scheibsta & die Buben in Lagerhalle. Die Salzburger paaren Hip-Hop mit Funk und zeigen mit Liedern wie “20/30” oder “Schlecht drauf” absolute Ohrwurmgefahr. Was aber ihre Shows einzigartig machen sind ihre Impro-Raps. Diesmal kam eine gewisse Manu, Braut in spe, die mit ihrer Poltergruppe anwesend war, durch den Zuruf einer ihrer Freundinnen in den Genuss, in den Mittelpunkt eines von Scheibstas Improvisationen zu werden.

Zum Abschluss sorgten noch DJ Flux und DJ Technick bei der Afterhour im “Juchee” für einen würdigen Abschluss des Abends, bevor wir in die Stadt zurückkehren. Ein Fazit zum Schluß: die Freistädter Brauerei als Ort, wo nun seit über 240 Jahren die hohe Kunst des Bierbrauens umgesetzt wird, eignet sich perfekt als Location für ein Festival dieser Größe. Ein großes Kompliment an die Organisatoren, sowohl beim Leiblichen wohl als auch bei den Sanitäranlagen gab es kaum Anstehzeiten. Nächstes Jahr gerne wieder!

Foto: Christoph Thorwartl, Lisa Leeb, a_kep

 

Chemiewerker in der Stoistodt. Gesellschaft, Musik und Fußball