Festival „Der Neue Heimatfilm“: Le Milieu de l’horizon – Beyond the Horizon

Eine starke Dürre, Ernteausfälle und Familienkonflikte sind Themen, mit denen sich Filmemacherin Delphine Lehericey im Film Le Milieu de l’horizon beschäftigt. 

Im Zusammenarbeit mit dem Linzer Filmfestival Crossing Europe wurde der Film „Le Milieu de l’horizon“ in Freistadt gezeigt. Es ist der zweite Spielfilm der Filmemacherin Delphine Lehericey, die sich bereits 2013 mit ihrem Film „Puppylove“ einen Namen gemacht hat.

Der Film handelt von der großen Dürre im Sommer 1976. Das Wasser ist knapp und die klein strukturierten landwirtschaftlichen Betriebe in einer abgelegenen Ortschaft in Frankreich kämpfen ums finanzielle Überleben. Wie auch die Familie des 13-jährigen Gus. Die Angst, die Familie nicht ernähren zu können oder durch weitere Landverkäufe die Unabhängigkeit zu verlieren, beschäftigt die Eltern nonstop. Was das familiäre Zusammenleben auch beeinträchtigt und zu vielen Streitereien führt. Um genügend Geld zu verdienen, nimmt die Mutter ihren alten Job bei der Post wieder auf, wo auch ihre Freundin Cécile arbeitet. Die emanzipierte Lebenseinstellung und politische Meinung von Cécile begeistert die Mutter und auch die Schwester von Gus. Die Verzweiflung und die kontinuierlichen Auseinandersetzungen mit seiner Frau treiben das Aggressionspotential des Vaters in die Höhe. Gus, gespielt von Luc Bruchez, findet sich mitten im Zentrum des Familienkonfliktes. Ein Konflikt, den Gus nicht lösen kann, der jedoch viel Druck und Verantwortung auf den Teenager ausübt. Nebenbei lernt Gus auch noch weitere Aspekte des Lebens kennen, wie etwa die erste Liebe.

Im Film wird gezeigt, wie sich die Situation langsam zuspitzt und ins Ausweglose führt. Die dargestellten Figuren werden sehr konkret gezeichnet und nehmen teilweise doch sehr stereotype Verhaltensweisen ein. Die Rolle von Gus kann man als passiv beschreiben: er übernimmt zwar Tätigkeiten im Alltag und hilft am Hof mit, kann das Problem selbst jedoch nicht beeinflussen und übernimmt somit teilweise die Beobachterrolle in der Familie. Wie auch viele klassische Familienstrukturen ist auch in dem Film die Mutter eine Art Klebestoff, der die Familie zusammenhält. Ab dem Zeitpunkt, wo ihre Prioritäten anderweitig liegen verliert die Familie die Stabilität. Jean, der Vater, gespielt von Thibaut Evrard, wird als typisches Familienoberhaupt dargestellt, ein Arbeitstier, welches nach Unabhängigkeit strebt und welches respektvolles Verhalten verlangt. Die Schwester nimmt im Film nur eine sekundäre Rolle ein und ist nur punktuell präsent, obwohl sie ebenso am Hof lebt.

Der Film lebt weniger vom gesprochenen Wort als von den gut inszenierten Bildern und kann somit auch begeistern. Die Filmemacherin Delphine Lehericey schafft es mit diesem Familiendrama auch, den Fokus auf Umweltthemen wie den Klimawandel und dem damit kohärenten Wassermangel zu setzen. Thematiken, die meiner Meinung nach immer mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Gerade Filme, die die direkten Auswirkungen von Klimakatastrophen auf das Familiensystem zeigen und somit die Menschen auf der Gefühlebene ansprechen, müssen gefördert werden.

LE MILIEU DE L’HORIZON  – BEYOND THE HORIZON
Regie: Delphine Lehericey
Kamera: Christophe Beaucarne
Darsteller: Luc Bruchez, Laetitia Casta, Thibaut Evrard u.a.

CH/BE, 2019 | 92 min

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