Christoph & Lollo: Mitten ins Hirn

Sold out. Letzten Freitag eröffnete das Wiener Liedermacher Duo „Christoph & Lollo“ ihre Tour 2020, die sich über das ganze Jahr hinweg quer über Österreich, Deutschland und Tschechien erstrecken wird, im Posthof Linz – und die Halle war bis auf den letzten Stehplatz restlos ausverkauft. 


„Wir sind übrigens nicht die Vorband, wir sind die einzige Band.“ So starteten Christoph und Lollo in den Abend und mit ganz viel Schmäh, Augenzwinkern und vor allem einer Menge Musik ging es auch genauso weiter. Eins war sicher: Langweilig wird es bei den Zwein’ nicht, denn dass nicht nur sogar, sondern vor allem die Pausen zwischen den bekannten Texten ein Platz für (teils performative) Darbietung und Show allererster Sahne sind, legen sie einem mit dem Paradebeispiel eines Kabaretts/Konzerts nahe.

„Wenn wer lustig sein will und das Gesundheitsministerium anrufen will, kommen wir hier zwei Wochen nimmer raus.“, so ihr Kommentar zum Thema das derzeit in aller Munde liegt. „Und dann sind WIR die selbe Band, jeden Abend. Wie auf der Titanic.“

Im großen Stil gehts weiter: Die Songtexte, allesamt in deutsch gehalten (bis auf eine spanische Ausnahme) und auch bis in die letzte Reihe für Ersthörer leicht zu verstehen, sind Satire der Extraklasse.  Sie bringen Alltägliches lakonisch überspitzt auf den Punkt und führen Beispiele an, auf die man nicht im Traum gekommen wäre – treffender jedoch nicht sein könnten. 
Mit Klavier und Gitarre werden Gesang und Überstimme melodisch abgerundet, mit wildem Gestikulieren, einer X-Bein Pose, die an Elvis Costello erinnert und Gesichtsgymnastik mit hervortretenden Adern inklusive werden die heftigeren Textpassagen lautmalerisch dargestellt.
Auch mit Tabus wird nicht gespart. „Fenchel Rohkost oder Bierdurchfall“ beschreibt die Kluft, die zwischen zwei nicht allzu abwegigen Abendverläufen entstehen kann. „Naja gut, nicht so Ihr Thema, wechseln wir, auf sowas hat ein Publikum noch nie gut reagiert.“

Auch die ein oder andere Wahlkampfhymne darf nicht fehlen, und die dazu passende Lichtshow wurde von der Technik spontan angepasst. Kritisch und politisch motiviert – ja bitte; aber dabei kommen die beiden mit soviel Witz um die Ecke, dass nicht nur Gleichgesinnte mitlachen können. Die Vielfalt zeigt sich auch im Altersspektrums des Publikums. Jugendliche und Senioren teilen sich die Reihen, nach jedem Satz wird gelacht, Applaus, Zugabe, und zwar gleich zwei Mal bitte. Kein Wunder, dass das Feedback so positiv ausfällt, noch zwei Minuten nach dem Bühnenabgang unentwegt geklatscht und gerufen wird und eine derartige Leichtigkeit im Raum schwebt – es gibt kein vorgeschriebenes Programm und die Authentizität vom Freestyle-Dialog der beiden kommt natürlich auch beim Publikum an. 

Foto & Text: Elisa Haböck