Die erste Frau in der Hofburg?

 

Barbara Rosenkranz kandidiert für das höchste Amt der Republik Österreich. Das nächste „Krone-Hit-Wonder“?

Barbara Rosenkranz, 51 Jahre alt, Mutter von zehn Kindern, deren Namen wie der Schnelldurchlauf der Nibelungensage klingen. Das NS-Verbotsgesetz will sie abschaffen, da in einer Demokratie „alle Meinungen erlaubt sein müssen“. Ihr Mann, Horst Rosenkranz, war Aktivist der NDP, der nationaldemokratischen Partei, die 1988 wegen Wiederbetätigung verboten wurde. Bis heute hat sie sich nicht von den Ansichten ihres Mannes (es würde ja niemand verlangen, sich von ihm generell zu distanzieren!) nicht entfernt. Was also bewegt die FPÖ dazu, eine Kandidatin, die aufpassen muss, nicht am rechten Rand des politischen Spektrums hinunterzufallen, für das höchste Amt der Republik aufzustellen?

Der Grund ist ganz einfach. Publicity. Der Herausgeber der auflagenstärksten Zeitung Österreichs bekommt nicht zuletzt nach Rosenkranz‘ Gegenstimme zum EU-Referendum von Lissabon anatomisch nicht mehr für möglich gehaltene Wallungen. Kaum jemals hat die „Krone“ so offensichtlich für einen Kandidaten Stimmung gemacht. „Wählen wir sie, sie wird eine gute Präsidentin sein!“ heißt der Aufruf. Aber darum geht es gar nicht. Da kann HC Strache noch tausend Mal beteuern, dass das Ziel „Rathaus und Hofburg“ sei. 

Das weiß auch die FPÖ. Sie weiß, dass, egal mit welchem Kandidaten, die Bundespräsidentenwahl an sich nicht zu gewinnen ist. Also ist diese Wahl nur Mittel zum Zweck – für die Wiener Landtagswahl. Hier bekommt die Kronen Zeitung, die vor allem in Kreisen mit niedrigeren Bildungsniveaus große Verbreitung genießt, besondere Bedeutung. Für die Wiener Wahl sind diese Stimmen für HC Strache von größter Bedeutung, will er doch den Bürgermeistersessel erklimmen. So gesehen also ein genialer wahlkampfpolitischer Schachzug der FPÖ, ist sie doch über Monate mit ihren Wahlkampfthemen (oder ist es doch nur ein Thema, nämlich Migration und Sicherheit, dass zwecks der Einfachheit einfach in einen Topf geworfen wird?) in den Medien vertreten.

Allerdings hat die Aufstellung von Rosenkranz auch etwas Gutes. Man kann bei dieser Wahl den Anteil der Bevölkerung messen, der kein Problem mit offen rechtem Gedankengut hat und Rosenkranz trotzdem wählt. Klingt zynisch, ist aber zumindest ein Indikator für die nächsten Jahre, wenn sich die Zahl der Wechselwähler, und davon bin ich felsenfest überzeugt, erhöhen wird.

Bei den zu erwartenden Prozentzahlen wiederum verspüre ich jedoch ein starkes Ziehen in meiner Magen-Darm-Gegend – bei aller Forderung nach Gleichberechtigung wäre Heinz Fischer sogar eingefleischten Feministinnen lieber als die freiheitliche Frontfrau. Ich machs also wie Heinz Fischer zu seinen besten Zeiten – allein bei dem Gedanken an eine Präsidentin Rosenkranz muss ich mich zunächst auf die Toilette verziehen.

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.