The Subways: „Wir hatten schon bessere Shows als auf Glastonbury“

„Be my little Rock ´n´ Roll Queen“ – mit dieser Zeile haben die Subways Berühmtheit erlangt. subtext.at hat Charlotte Cooper zum Interview gebeten und über Glastonbury, Veränderungen und Konzert-Löcher gesprochen.

subtext.at: Ihr seid heute zum zweiten Mal hier in diesem Venue. Dein erster Gedanke, wenn du zum zweiten Mal ein Venue betrittst?
Charlotte: Das hier ist ein Fall von den Venues, wo man gerne ein zweites Mal hineingeht. Außerdem haben wir gestern einen Tag frei gehabt – und sind rauf auf den Pöstlingberg gefahren. Könnte also schlimmer sein (lacht).

subtext.at: Ich möchte gerne mit einer Zeile aus der heutigen Konzertankündigung starten: „Rock And Roll Queen“ wurde ein Booster ihrer Karriere und befreite sie aus den tristen „Velvet Garden“. Heißt das, dass ihr ohne Musik immer noch an diesem tristen Ort leben würdet?
Charlotte: Naja, so schlimm ist das nicht. Ich hab zwar selber nicht direkt dort gewohnt, aber als „trist“ würde ich diesen Ort nicht bezeichnen. Eher als vielleicht als ein bisschen langweilig. Wir waren damals noch Teenager – so arg ist es nicht (lacht).

subtext.at: Auf eurer Facebook-Seite steht: „Mit acht Jahren Rock am Buckel und einem Durchschnittsalter von 24 sind die Subways nun explosiv zurückgekehrt“. Merkt ihr nach diesen acht Jahren schon die Veränderung?
Charlotte: Ich glaube nicht, dass wir uns da großartig verändert haben – natürlich waren wir aber noch relativ jung, als wir gestartet sind. Da waren wir 18, als das erste Album rausgekommen ist. Das ist dann natürlich ein Alter, wo man sich verändert. Man kommt aus der Schule raus und geht zum ersten Mal Richtung Uni, das war auch bei uns so. Aber richtig stark verändert haben wir uns nicht.

subtext.at: Also noch keine körperlichen Auswirkungen nach acht Jahren auf der Bühne?
Charlotte: (lacht) Ich versuche schon, das ganze etwas auszugleichen mit Radfahren, Schwimmen und Laufen. Das hab ich eigentlich gestartet aus Spaß, bin dann aber draufgekommen, dass man auch körperlich auf der Höhe sein muss, um es auf der Bühne durchzustehen. Das hat auch eine Zeit lang gedauert.

subtext.at: Bands aus dem englischsprachigen Raum sagen mir immer wieder, dass man, nachdem man auf Glastonbury gespielt hat, eigentlich nichts mehr drüber geben würde. Ihr habt das schon gemacht – warum habt ihr weiter gemacht?
Charlotte: Ich würde ja sagen, dass unsere Show in Glastonbury nicht unbedingt gut war. Da haben wir sicher viele bessere gespielt. Natürlich gibt es diesen „Mythos Glastonbury“,  und natürlich ist es etwas ganz eigenes, dort zu spielen. Mir persönlich sind da aber zum Beispiel Festivals in Osteuropa lieber, wo man vor ca. 10000 Leuten spielt und keine der anderen Bands kennt, die dort auftreten. Die machen viel mehr Spaß, wenn man nach Slowenien oder die Slowakei kommt und keinen dort kennt.

subtext.at: Ich habe gelesen, dass ihr eure ersten Gigs vor vier bis fünf Leuten gespielt habt. Was fällt dir spontan ein, wenn du dich an diese Gigs zurückerinnerst? Waren das wirklich solche „Löcher“, wie man sich das vorstellt?
Charlotte: Das vergisst man nie – ja. Das hat uns zu der Band gemacht, die wir heute sind. Das Besondere ist, dass man, wenn man vor vier Leuten spielt, permanent in deren Gesichter sehen muss. Das geht dann natürlich bei größeren Konzerten nicht.

subtext.at: Und wenn diese paar Leute dann gelangweilt aussehen würden – was würdest du tun?
Charlotte: (lacht) Es noch mehr probieren. Oder es Billy überlassen – der ist ein ganz guter Showman (lacht).

subtext.at: Wenn wir schon bei gelangweilt sind – das abgeschissenste Konzert deines Lebens?
Charlotte: (lacht verlegen) Das beschissenste? Ähm, das sind dann die, wenn es keine oder nur sehr schmale Barrieren gibt. Das wirkt immer gefährlich und ich hab immer Angst, dass sich jemand weh tut. Einmal mussten wir auf die Bühne, bevor die Leute die schon gestürmt hätten. Der Laden war hoffnungslos überfüllt und wir mussten den Leuten sagen, nicht zu sehr abzugehen.

subtext.at: Wie fühlt man sich dann dabei, einem Publikum sagen zu müssen, doch bitte nicht zu exzessiv zu tanzen?
Charlotte: Strange. Sehr strange. Aber es hat funktioniert – das Konzert ist ohne gröbere Probleme vonstatten gegangen.

subtext.at: Eine kleine Anekdote aus dem Tourbus für zwischendurch?
Charlotte: Wir sind da ziemlich langweilig. Die Jungs sitzen oben und zocken FIFA oder schauen einen Film, oder wir liegen herum. Wir können also den selben Tourbus auch öfters benutzen und müssen nicht jedes Mal einen neuen anschaffen (lacht).

subtext.at: Weiter zu eurem Album „Mone & Celebrities“, eine ironische Sichtweise zur Promi-Szene. Wie viel Ironie war da von Anfang an geplant?
Charlotte: Billy hat, als er die Lyrics geschrieben hat, eigentlich nicht das „ultimative“ Ziel gehabt, etwas übermäßig Politisches zu schreiben. Allerdings war das dann so, dass während man im Fernsehen auf der einen Seite über Finanzkrise und Arbeitsplatzverlust Beiträge gesehen hat, dann auf dem nächsten Kanal irgendeine Story über irgendeinen Promi gesehen hat. Das war dann ausschlaggebend dafür. Dieses komische Business.

subtext.at: Aber Party ist schon auch das Ziel?
Charlotte: Ja, natürlich. 12 Songs, die auch live ad hoc funktionieren (lacht).

subtext.at: Adam Ficek hat mir mal gesagt, dass er Gärtner sein würde, wenn er nicht Musiker wäre. Was würdest du machen?
Charlotte: Gute Frage, weil wir so jung waren, als wir gestartet sind. Als wir nach Glastonbury gefahren sind, hab ich sogar im Van hinten für die Abschlussprüfung gelernt (lacht).

subtext.at: Also keine geplanten Karriereziele?
Charlotte: Nein, eher nicht. Gott sei Dank kann ich mit Musik das machen, was ich immer schon wollte.

subtext.at: Ein Album, das du dir nicht mehr anhören kannst?
Charlotte: Wahrscheinlich „Origin of Symmetry“ von Muse. Ich würde mir jedes Muse-Album anhören, bis auf das. Dieses Album hab ich immer gehört, als ich jung war. Mittlerweile weiß ich nicht mehr warum (lacht).

subtext.at: Zum Abschluss meine Standardfrage: Was soll mal auf deinem Grabstein geschrieben stehen?
Charlotte: Oh Gott, das ist eine gute Frage (überlegt lange). Ich weiß es wirklich nicht, da hab ich mir echt noch nie Gedanken gemacht.

subtext.at: Ein Ausweg – was soll auf deiner Beerdigung gespielt werden?
Charlotte: Ok, danke, das ist leichter (lacht). Etwas leises mit einem Upbeat. Vielleicht ein Kylie-Minogue-Album (lacht).

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.