MADNESS: Mutmacher statt Schlechtredner

Ska-Nostalgiker reiben sich die Hände und spitzen die Ohren: Die britische Kultband Madness kehrt mit neuem Album „Oui Oui Si Si Ja Ja Da Da“ zurück. Ob sie damit noch etwas zusagen hat (der Titel lässt auf etwas ganz anderes schließen) und ob von nun an wieder der fröhliche Wahnsinn regiert, ist wohl Ansichtssache.

Schmales Eis, auf dem sich Madness hier für mich bewegen. Mit dem Genre Ska konnte ich, ehrlich gesagt, noch nie etwas anfangen. Zu überdreht, zu heiter und zu frohsinnig. Vielleicht auch zu positiv und unbekümmert, dieses Klangkorsett. Als Rezensent sollte man trotzdem versuchen, objektiv zu bleiben – so gut es eben geht.

Natürlich habe ich selbst gerne Leute um mich herum, die ich lieber als Mutmacher bezeichnen möchte statt sie als Schlechtredner oder Miesepeter abzustempeln, aber so manche Polka-Melodie (wie in „So Alive“) schlägt mir dennoch aufs Gemüt. Madness wollen Fröhlichkeit, Heiterkeit und haben nur Unsinn im Kopf. Dass sie es mit dieser Einstellung nicht gerade leicht haben, versteht sich von selbst. Die Redewendung „Man muss schließlich auch mal nein sagen können“ führt die Gruppe ad absurdum. Wir sollen doch bitte ja und Amen zu allem sagen, was uns glücklich stimmt. Wir sollen leben, Spaß haben, unsere Sorgen vergessen und nicht an morgen denken. Mit den Cocktailpartysongs, die „“Oui oui“ hier kredenzt, sieht das aber eher nach „Non non“ aus.

„La Luna“ zumindest, mit diesen hübschen Mariachi-Klängen, die entfernt an Calexico erinnern, habe ich gern. Auch der Opener „My Girl 2“ entflammt Retro-Gefühle und entfacht Rockabily-Flair. Die Halbballade „Never Knew Your Name“ ist auch gelungen. Ansonsten: Weltmusik-Potpourri von der Sorte, von der ich schnell genug habe. Nette Beschallung freilich und beschwingte Rhythmen, doch auf Dauer etwas ermüdend. Das Material ist zwar nicht vorhersehbar arrangiert, aber doch radiotauglich produziert.

„Oui oui“ ist eine Platte einer altgedienten Band, die als Conclusio all ihres Schaffens bestens funktioniert. Nichtsdestotrotz bleibt für mich bei der Hälfte des Materials die Gesamtwirkung seltsam gleichgültig. Vieles findet keinen Anlass für Begeisterung und versackt beim ersten Durchlauf.
Handwerklich wohl sauber – wenn auch nicht ganz auf der Höhe der Zeit.

Facts:
Madness – Oui Oui Si Si Ja Ja Da Da
Gesamtspielzeit: ca. 48 Minuten
Lucky Seven Records (Cooking Vinyl)

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Foto: Cooking Vinyl

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