„Die Fortpflanzung der Amöben“ im Theater Phönix
„Die Fortpflanzung der Amöben“ bewegt sich nahe an der Lebenswelt Jugendlicher und deren Konfrontation mit Grenzen, sei es in der Erziehung oder beim Kennenlernen anderer Menschen. Das Stück wurde im Rahmen des Theaterfestivals Shäxpir uraufgeführt und ist seit 15. Oktober 2013 im Phönix-Theater zu sehen.
Gustavs Eltern sind über das Wochenende verreist und haben ihren Sohn angehalten, auf die Villa Acht zu geben. Obwohl Gustav in Sorge um die teuren Möbel und die (alphabetisch sortierte) Whisky- Sammlung seines Vaters ist, gelingt es seinen Freund/inn/en, ihn zu einer Party zu überreden. Max taucht mit seiner Freundin Julia auf, für Paul wird Kathi und für Gustav Mara eingeladen. Man trinkt, raucht Joints, spielt „Wahrheit oder Pflicht“ und erzählt sich gegenseitig die peinlichsten Erlebnisse. Es kommt zum Streit mit anschließender Versöhnung. Am Ende der Party hat eine Person offengelegt, noch nie geküsst worden zu sein, eine weitere bekennt sich zu ihrer Homosexualität und mindestens zwei sind keine Jungfrau mehr. Das Aussehen der Villa ist nun die geringste Sache, über die man sich Gedanken macht.
Die Schauspielenden Daniel Feik, Leopold Geßele, Beate Korntner, Lisa Schrammel, Nastasja Winzig und Oskar- Wolf Meier repräsentieren die Verlegenheit, Unsicherheiten und Ängste ihrer Figuren. Sie setzen sich nicht direkt nebeneinander auf das Sofa, wenn sie sich nicht (näher) kennen oder greifen vor emotionalen Äußerungen erst einmal zu Alkohol. Es besteht weniger Scham, über Sexuelles zu sprechen als Emotionen oder familiäre Probleme zu thematisieren. Eine Trennung der Eltern wird am Rande angesprochen, aber lieber doch nicht vertieft. Angst, vor allem sich zu blamieren, ist ein ständiger Begleiter. Die Jugendlichen nennen Furcht auch ein Mal explizit als Leitmotiv für Handlungen.
Wenngleich Situationskomik, die teilweise auf Plump-und Derbheit beruht, Eingang in das Stück gefunden hat, wurden genauso Pointen geschaffen, die sich dem/der Zuseher/in weniger direkt präsentieren: Gustav versucht, weitere Brösel auf dem Teppich zu verhindern, wobei im gesamten Zimmer ohnehin das Chaos die Überhand gewonnen hat.
Der Einsatz von Musik (Gilbert Handler) und Tanz (Daniel Feik) untermauert den Text von Suse Grünau und sorgt für zusätzliche Lacher sowie ein Spiel mit gesellschaftlichen Tabus, bezogen auf den Einsatz von Mikrofonen zum Beispiel.
„Die Fortpflanzung der Amöben“ greift sogenannte Tabuthemen wie die Selbstbefriedigung, über die vielleicht privat eher als öffentlich diskutiert wird auf, ohne dabei jemals unangenehm zu werden. Über Oberflächliches wie das Aussehen oder die Größe von Geschlechtsorganen wird berichtet, ohne dass das Theaterstück unter der Regie von Heidelinde Leutgöb dabei selbst ins Oberflächliche abdriftet. Gerade zu Beginn findet durch Mara ein kritischer Blick auf das Geschehen statt.
Das Stück bewegt sich stets nahe an der Lebenswelt von Jugendlichen, inkludiert I-phones, Youtube, oder eben auch soziale Beziehungen und die Fokussierung auf Gegenwärtiges. Die Sprache ist passend zu den dargestellten Situationen nicht gehoben und bei der Verwendung einzelner Begriffe gar derb.
Jugendsprache wurde weitgehend ausgeklammert und die meisten angesprochenen Themen betreffen Erwachsene, vielleicht mit weniger Relevanz, noch genauso. Dennoch stellt sich die Frage, ob „Die Fortpflanzung der Amöben“ vordergründig jüngeres Publikum anspricht.
Die nächsten Vorstellungstermine, für die es noch Karten gibt, sind der 23.10. (16 Uhr), der 24.10. (11 Uhr) und der 25.10. (11 Uhr).
Foto: Christian Herzenberger
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