Leinen los! – Ahoi! Pop Festival startet heuer elektrolastig!
Gewohnt musikalisch hochwertig präsentiert sich das Ahoi!pop Festival im Posthof auch heuer wieder. In kuscheliger Wohnzimmerathmosphäre startete gestern das viertägige Pop-Vergnügen – unter anderem mit dem Trip-Hop-Weltstar Neneh Cherry und einem nicht ganz ernstzunehmenden deutschen „Morrissey“.
Der gestrige Abend begann mit Perrecy. Oder: die Ingolstädter Antwort auf The Smiths. Ein Exilhamburger in Bayern, der Morrissey-Hits auf deutsch textet und dabei Ironie beweist, dass das Vorbild blass scheint. Da wird das Album „Your’e The Quarry“, das famose Comeback-Album von Morrissey, gnadenlos durch den Kakao gezogen. Da kauft sich Hector eine Knarre und man muss „Du Bist das Opfer“ – so die Perrecy’sche Variante des Albums – schon fast in sein Herz schließen. Kein Ersatz für ein Morrissey-Konzert, aber bayrischer Humor passt auch in diesem Fall wie die Faust aufs Auge.
Weiter ging es mit dem Linzer Duo „Cherry Sunkist & Tina Frank“. Die experimentierfreudige Musikerin „Cherry Sunkist“ betrat gemeinsam mit der Linzer Kunstuniprofessorin Tina Frank die Bühne. Gänsehaut breitet sich schon bei den ersten Takten aus, die verzerrten Klänge mit unrhythmischen Beats hinterlegt. Für viele popaffine Menschen nicht das übliche Musikgenre. Inmitten des Konzerts stellte man sich auch mal die Frage wird das ganze noch besser wird oder es sich es bei der düsteren Performance gepaart mit den bunten Visuals der Künstlerin bleiben würde. Leider Zweiteres, auch wenn sich zwischen durch immer wieder annehmbare Melodien verirrten. Zumindest den Besuchern nach zu urteilen, die sich zu einem Gutteil vor dem Saal aufhielten.
Nach dem etwas anderem Erlebnis, folgte ein weiterer Elektro-Akt. „Seekae“ punktete mit schnellen Schlagzeug-Beats und wieder, im Vergleich zur Vorgängerin, melodischerem Gesang. Definitiv tanzbar, auch an einem Mittwoch.
Knapp vor Mitternacht (!) betrat auch endlich der Headliner des gestrigen Abends die Bühne. Die Sängerin „Neneh Cherry“ bekam Unterstützung von den zwei Musikern „RocketNumberNine“. Die gebürtige Schwedin konnte mit einem bunten Mix aus Hiphop, Soul, Elektro und Jazz den besser gefüllten Saal zum ersten Mal an diesem Tag richtig zum Tanzen bewegen.Dass die Sängerin schon ihren 50iger überwunden hat merkte man ihr bei der energiegelandenen Show bei Weitem nicht an.
Somit ging auch der erste Tag des Ahoi!Pop gut über die Bühne. Dass der große Posthofsaal nicht ganz gefüllt war hat wohl mehrere Gründe. Hauptgrund ist wohl, dass das Progamm heuer eher Musikliebhaber ansprechen soll und somit bei der Auswahl der Künstler nicht auf Bekanntheit Wert gelegt wurde, sondern eher auf die musikalische Leistung. Außerdem sind bekannterweise Konzerte an einem Mittwochabend tendenziell schlechter besucht. Der Headliner erst um Mitternacht ist für das arbeitende Volk wohl auch nicht unbedingt die beste Variante. Nichtsdestotrotz war es ein gelungener Festivalauftakt und man darf schon gespannt sein, was der Posthof in den nächsten Tagen so zu bieten hat.
Foto: Christoph Thorwartl