JAMES BAY: Die Stille vor dem Sturm

Die Geburt eines angehenden Rockstars kommt in Großbritannien einem Naturereignis gleich. Monate im Voraus beginnen die Pressemühlen tatkräftig zu mahlen – so auch bei James Bay. Nach zwei zuvor veröffentlichten EPs, die hervorragend waren, ist es jetzt an der Zeit, dem Brit-Award-Gewinner genauer auf den Zahn zu fühlen. Das Debütalbum hört auf den Namen „Chaos And The Calm“ und es erfüllt alle Erwartungen mit links. Auf dem Weg in die erste Liga macht der 24-Jährige auch noch den Fedora-Hut wieder salonfähig. Guter Mann, der James. Jetzt schon.

Raus aus dem Untergrund, rein ins Rampenlicht: James Bay ist der Singer/Songwriter der aktuellen Stunde. Der sympathische Brite strahlt dabei eine Selbstsicherheit aus, die um Hochmut, Arroganz und Selbstherrlichkeit einen weiten Bogen macht. Es gibt nachdenkliche, aber hoffende Texte eines cleveren Beobachters, der ein Händchen dafür hat, wie man Eindrücke des Alltags in griffige Lieder verwandelt.

„Chaos And The Calm“ geht gleich zu Anfang in die Vollen und beweist eindrucksvoll, dass Bay das Zeug dazu hat, in Zukunft ziemlich weit vorne im Musikbusiness mitzuspielen. Treibende Dramatik („Carving“, „Collide“), folkige Hoffnung („Move Together“) und Melancholie wie in der wunderbaren Single „Hold Back The River“, die sich erst behutsam anschleicht und anschließend mit Pop-Appeal nur so um sich schmeißt. Es gibt unzählige Songs, die die zum Träumen, Kerzenanzünden und zum gegenseitigen Festhalten einladen und Hooks, die mit jeder Begegnung wachsen, deren Tiefe man schon früh erahnen kann und die trotzdem noch nach und nach an Gewicht zulegen („Let It Go“).

Ein schöner Schmelztiegel, mal kantig und beherzt wie in „Best Fake Smile“, dann wird wieder mit spielerischer Leichtigkeit die Balance zwischen moderater Zurückhaltung und offensivem Tatendrang gehalten. Ein paar simple Akkorde, eine sachte Atmosphäre, mehr braucht es manchmal nicht, um zu berühren. Und wenn man entwaffnend gute Songs wie „When We Were On Fire“, „Need The Sun To Break“ oder „If You Ever Want To Be In Love“ in seinem Repertoire hat, verwundert es nicht, dass sie sich tief ins Fleisch bohren.

„Chaos And The Calm“ ist eine Platte, die davon zeugt, die Welt so zu akzeptieren, wie sie nun mal ist – mit all ihren Höhen und den Tiefen – und den Tumult auch mal willkommen zu heißen. Strukturiert und nachvollziehbar geht es nicht immer zu im Leben. Bay scheint es auch wichtig zu sein, dass man seiner Poesie folgen kann und dass sie nicht zu einer Trennwand zwischen ihm und dem Publikum wird, es nicht zu abstrakt wird. Die ambivalenten Gefühlswelten von Mann und Frau, die vertont derzeit kein anderer so gut auf diesem Gebiet wie er.

 

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