Literatiere: Wortspiele treffen auf humoristische Grafiken
Nicht nur Filme, Bücher etc. können zu Gesprächsthemen werden, wie aktuelle Reaktionen auf Facebook zu Kalenderbildern der Wiener Polizei zeigen. Der „Literatiere“-Kalender mit Grafiken von Heike Drewelow polarisiert wohl weniger, ist aber ein nettes Wohnungsaccessoire, speziell für Literaturfreunde und Literaturfreundinnen.
Von Affenputtel bis Robbensohn Crusoe – alle zwölf Grafiken sind zu Wortspielen aus Tierarten mit literarischen Werken gestaltet. Dabei reimen sich neue und ursprüngliche Titel wie „Die Schachforelle“ anstelle der Schachnovelle (Zweig) teils, andere lassen einzelne Buchstaben wie bei „Der eingebildete Krake“ („Der eingebildete Kranke“- Molière) weg oder behalten einen ähnlich klingenden (Anfangs-)Laut bei. Aus „Wie es euch gefällt“ (Shakespeare) wird z.B. „Virus euch gefällt“.
Eine Ausnahme bildet „Geschichten aus dem Wiener Wald“. Hier ist der Name der literarischen Vorlage komplett übernommen. Die Grafik knüpft mit einem Huhn jedoch an das Restaurant an.
Gemeinsam sind Drewelows Bildern bunte Farben und ein runder, blauer Rahmen. Manche Darstellungen sind um Elemente aus dem Namensgeber der Literatur wie etwa einen Stöckelschuh und eine Schachbrettmusterung der Schuppen ergänzt. Der „Robbensohn Crusoe“ liegt am Sandstrand, im Hintergrund befindet sich das Meer.
Sowohl die Robbe als auch „Krötes Faust“ haben Arme, die von der Form her Menschen ähneln. Der Virus präsentiert sich mit sechs Armen und einem dezent beleidigten Blick. Wenig realitätsgetreu ist vor allem die „Strudlhof-Fliege“, die mit ihrem grün-schwarzen Körper und den roten Augen giftig wirkt. Im Kontrast dazu stehen Abbildungen wie „Das Schaf von Monte Christo“ und „Nathan, die Maise“, welche sich verstärkt an dem Aussehen der Tierarten orientieren.
Drewelow, Zeichnerin und Grafikerin sowie Dozentin in Zeichen- und Druckkursen, hat mit ihren Literatieren keine klassischen Karikaturen kreiert, da diese weder stark komisch überzeichnet sind noch Kritik an Werten der Gesellschaft oder an politischen Verhältnissen darstellen. Verglichen mit diesen wendet der Betrachter oder die Betrachterin den Bildern zwar weniger Aufmerksamkeit und Zeit zu, dennoch ist der Kalender nett zum Ansehen. Ist man bereits dabei, können einen die Literatiere gerade als Literaturinteressenten oder als Literaturinteressentin kurz zum Schmunzeln bringen. Schwierig wird es ohne den Hintergrund der Titel der literarischen Werke, gerade bei weniger gängigen verglichen mit den anderen wie „Die Strudlhofstiege“ (von Doderer) und „Der Fänger im Roggen“ (Salinger).
Der Literatiere- Kalender ist 2015 im Holzbaum Verlag im A3- Format erschienen und um
€ 14,95 zu erhalten. Er ist jedes Jahr verwendbar, da die Angabe des Datums ohne Nennung des Wochentages erfolgt.
http://www.holzbaumverlag.at/