Sex Jams: Catchy!

Eigentlich gibt es „Catch!“, das dritte Werk von Österreichs Noise-Aushängeschildern Sex Jams, ja schon ein Zeiterl. Wie es sich aber zu einem Album gehört, braucht man dazu auch eine gscheite Releaseparty. Die fand am vergangenen Freitag in der Wiener Arena statt, und hatte sich einige illustre Gäste eingeladen.

Vorweg: einige Enttäuschte musste die Catch!-Releaseparty hinnehmen. Gut 50 feierwütige BesucherInnen standen an der Abendkasse vor verschlossenen, oder, besser, ausverkauften Türen. Die kleine Arenahalle war also dementsprechend gut gefüllt. Und schließlich hatte sie ja auch allen Grund dazu, war die Band-Gästeliste doch länger als manche sinnlose Bandcontest-Vorausscheidungen. Julian Lehr, lorraine, I’m a Sloth, Voodoo Jürgens, Aivery, Astpai, Cry Baby, und natürlich die Sex Jams. Man kann also erahnen, dass der Wechsel auf der Bühne ein häufiger war. Allerdings mit einer Besonderheit: jede Vorgruppe versuchte sich auch an einem Track der Sex Jams. Neben im Schnitt zwei Eigenkreationen. Was auch ein Kritikpunkt ist: eine Viertelstunde Stagetime (im Schnitt) pro Support ist zwar nett, reicht aber nicht, um sich über die jeweiligen Bands eine echte Meinung zu bilden. Vor allem lorraine und Aivery, aber auch I’m a Sloth hätten sich eigentlich extrem spannend angehört. Voodoo Jürgens‘ Tulln-Anekdoten auch. Wie auch die dieses Mal unfreiwillig als Trio auftretenden Punk-Veteranen von Astpai in so kurzer Zeit eigentlich keinen Spaß machen. Vom Opener, der seinen ersten Gig ever in dieser Besetzung spielte, hätte man auch mehr gehört. Kaum wär man warm geworden, war es auch schon wieder vorbei. Aber seis drum – eigentlich waren ja alle nur deswegen da, um den Sex Jams auf ihrer Quasi-Familienfeier zu „Catch!“ zu gratulieren.

Die hatten dann auch sichtlich ihre Freude mit dem randvollen Konzertsaal. Dass die Dame und Herren Rampensäue sind, hat man auch vorher schon gewusst. Eigentlich ja schon 2008. Umso unglaublicher der etwas gesetztere Erstreihen-„Fan“, der das ganze Konzert mit verschränkten Armen miterlebte. Insofern unglaublich, als dass man da auch noch seelenruhig verharren kann – und das bei einer der wohl besten Kapellen, die dieses Land zur Zeit zu bieten hat. Und „Catch!“ macht live genauso viel Spaß – oder noch mehr – wie es „Trouble, Honey“ schon zuvor gemacht hat. Danksagungen an einen ganzen Haufen Leute natürlich inklusive. Und jeder Bandmember, der freiwillig den Boden der Arena küsst, um sich auf ebendiesem zu räkeln, hat von Vornherein Respekt verdient. Einmal mehr bewiesen die Sex Jams, dass sie den Spagat von räudig zu überzeugend mühelosest hinkriegen. An alle: holt euch das Album, und schaut euch das an! Ihr verpasst was, wenn ihr es nicht tut! Und: Curfews sind wirklich nur als Richtwerte zu verstehen!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.