Azad: abgeschissen!
Er ziert das Posthof-Sujet des Februars, er ist einer der Begründer des Battle-Raps, und er gastierte im Rahmen seiner „Leben II“-Tour auch in Linz. Die Rede ist von Azad, der im großen Saal im Linzer Posthof gastierte. Für den mehr als überschaubaren Andrang hätte auch der kleine Saal locker ausgereicht.
Azad ist Besseres gewohnt. Normalerweise spielt er in großen Hallen, vor mehreren Hunderten bis Tausenden an Zusehern. Nicht so in Linz! Hier waren es knapp 100 Leute, die den MC mit seinem aktuellen Soloalbum, „Leben II“, sehen wollten. Dementsprechend „motiviert“ – um eine maßlose Übertreibung zu bemühen – waren auch die Artists an diesem Tag. Supportet wurde Azad von Kianush, dessen Slot unter dem Motto „Life is Pain“ stand, und der eine relativ solide Leistung bot. „Meine Freunde, auch wenn wir heute nicht so viele sind, reißen wir die Bude ab!“ wurde zum meistbetonten Satz des Abends. Stimmt, viele waren es wirklich nicht, aber abgerissen wurde der Saal bei diesem Konzert dann halt leider auch nicht.
Auch Azad selbst schien ob der überschaubaren Crowd etwas demotiviert zu sein. Gemeinsam mit Jeyz als Support-MC wurden die Tracks einer nach dem anderen runtergespielt, unterbrochen von einem „Meine Freunde, seid ihr noch da?!“. Begeisterung schaut anders aus, auch bei „Dreh Ab“ ist es verhältnismäßig ruhig. Was normalerweise als aggressiver Rap durch die Boxen dröhnt, kann man hier dann zwar als „Bemüht“ ansehen, im Publikum war die Intensität dann doch eher auf „Valium“ als auf „Ekstase“ angesiedelt. Das – zu über 90% männliche – Publikum dankte es dem Rapper mit kurdischen Wurzeln trotzdem, natürlich immer nur in Rücksicht auf die Begleitumstände. Es hing immer eine gewisse Fadesse in der Luft – und nach exakt 54 Minütchen Unterhaltung vom Headliner war der Spaß auch schon wieder vorbei. Ohne Zugabe, versteht sich. Dafür konnte man dann draußen im Foyer Erinnerungsfotos schießen – naja, immerhin etwas.
Fazit: sicher nicht jeder-vorallem-manns Sache, dennoch hätte sich Azad mehr verdient. Und die Zuschauer auch. So bleibt leider nur der Beigeschmack „abgeschissen“ von diesem Konzert übrig.
Foto: Christoph Thorwartl ,