MADELINE JUNO: Jugend forscht

Wer sich an großen Gesten versucht, kann damit ganz schön auf die Nase fallen. Madeline Juno geht dieses Wagnis ein und gestikuliert auf „Salvation“ erratischer als zuletzt. Mit dem intimen Songwriter-Gestus in Moll ist es erstmals vorbei. Atmosphärischer, von Elektronik geprägter und von hallenden Drums gepushter, ja, auch bombastischer Opulenzpop ist jetzt an der Reihe. Selbst-Verwirklichung durch Selbst-Veränderung?

Die einzige Konstante im Leben eines Menschen? Der Wandel. Sich selbst neu zu ordnen und zu gestalten, gilt heutzutage, im beschleunigten Zeitalter, in besonderem Ausmaß und auch die Popkultur diktiert das Sich-selbst-neu-Erfinden ebenfalls wie keine andere. Inwieweit sich die 20-Jährige davon hat beeinflussen lassen, bewusst wie unbewusst, lässt sich hier nicht genau eruieren. Madeline Juno folgt jedenfalls auf ihrem Zweitwerk „Salvation“ dieser Devise und ist kaum wiederzuerkennen, weder optisch noch sound-technisch. Die „Like Lovers Do“-Sängerin hat sich die Freiheit gegönnt, Neues auszuprobieren, präsentiert sich kühl und erfrischend. Mit diesem Schritt blinzelt sie verwegen in Richtung großer Durchbruch.

Atmosphärisch lässt „Into The Night“ das Album beginnen. Von einem Herz, schwer und kalt, ist die Rede. „And it’s sinking like a stone“, heißt es schwermütig in den Lyrics. Mal wird geflüstert, mal an dramatisch schwindelerregenden Melodiebögen entlanggehangelt. Das Album hat Hymnenhaftes wie „Quicksand“ zu bieten, wirkt manchmal berauscht wie in „Less Than A Heartbreak“ oder fällt mit polternder Dynamik ins Haus wie in „On My Toes“. Es geht darum, auf eigenen Beinen zu stehen und dieses befreiende wie beängstigende Gefühl mit sich zu tragen.

Vieles, was auf „Salvation“ stattfindet, hat Juno in diversen Statements bereits vor zwei Jahren vorweggenommen. Damals ließ sie verlauten, dass weitere Werke komplett anders ausfallen würden, was die Musik angeht. Versprechen gehalten. Mit dieser Platte liegt sie nun näher dran an Künstlerinnen wie Ellie Goudling („Salvation“), Charli XCX („Cliché“) oder auch Lena Meyer-Landrut („Stupid Girl“), als an Alanis Morissette, Christina Perri oder Maria Mena. Wer damit keine Probleme hat, modern produzierten Pop nicht scheut, wird mit dieser Platte aus deutschen Landen seine kurzweilige Freude haben. Das charakteristisches Merkmal der Künstlerin bleibt dennoch diffus.

Das Gewinnspiel ist beendet.

 

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