Folk-Rock, der tief unter die Haut geht!

Wiener Stadthalle. Eines der atemberaubendsten Konzerte fand am Donnerstagabend in der Wiener Stadthalle seinen Platz. Gespickt von ruhigen bis hin zu rockigen Liedern, schaffte es die Band Mumford and Sons die Menschenmassen mitzureisen und sich auf das musikalische Spektakel einzulassen.

Der Vorband, genannt „Bill Ryder-Jones“, gelang es mit ihren Songs, die sich in den Bereichen des Folk Rocks und Indie Rocks eingliedern lassen, gemütliches „Couch-Lümmel-Flair“ in die Wiener Stadthalle zu zaubern. Es ist ausgesprochen schwierig, als Vorband dem Niveau der Hauptband gerecht zu werden, jedoch meisterte „Bill Ryder-Jones“ es hervorragend das leicht aufgeregte Publikum für den Headliner des Abends einzustimmen.

Zugegeben, freute sich wohl jeder Mumford and Sons-Fan die Worte „this is our last song“ der Vorband zu hören. Kurz ließ sich Marcus Mumford vor Beginn seiner eigentlichen Show blicken, um schnell mal ein Liedchen gemeinsam mit dem Sänger der Vorband zu trällern.

Nachdem es finster auf der Bühne wurde und Lärm herüber schwappte, der sich nach Umbauarbeiten anhörte, konnten wird die freudige Anspannung bis in den kleinen Zeh spüren. Plötzlich erhellten die Scheinwerfer die Bühne, die Menge begann zu toben. Klatschen, Pfeifen, Stampfen, Zurufe – die gesamte Diversität an menschlich nerv-tötenden Interaktionsmöglichkeiten wurde ausgepackt.  Soch niemand trat auf die Bühne. Sie forderten uns also heraus- noch fester wurde in die Hände geklatscht, gestampft und geschrien. Rechts neben der Bühne bewegte sich etwas im Dunklen, als schlussendlich die Band, brav im Gänsemarsch, die Bühne betrat. Ohne große Ansprache griff Marcus und seine Gang zur Gitarre, Klavier, Schlagzeug und Kontrabass und „legten uns eine auf“. Gefangen in der Euphorie des Publikums, sprangen ich und meine Freundin auf und brachten unsere Glieder, passend zum Rhythmus des Songs, in Bewegung. Sie starteten mit Liedern aus dem Album „Sigh no more“ und gliederten immer wieder Lieder aus den neueren Alben „Bable“ und „Wilder mind“ ein. Sie sind Meister der Harmonien und Disharmonien, der Akkorderweiterungen und der Crescendo-Ausführungen. Ich bin mir sicher, die Sänger besitzen nicht nur das Wissen über etliche musikalische Anwendungsmöglichkeiten, sie verstehen es, den Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Kaum war der Leader der Band auf der Bühne, stand er schon am anderen Ende des Saals und trällerte dort sein Liedchen. Durch die Massen hindurch versuchte er wieder zur Bühne zurück zu gelangen. Ein unglaublich gute akustische Performance lieferten die Vier, als sie eine kleine Bühne in der Mitte der Menschenmassen betraten und dort noch zwei ruhigere Lieder sangen. Gänsehaut pur, kann ich nur dazu sagen!

Der Standartsatz jedes Künstlers ist es, den allerletzten Song anzukündigen. Da kaum ein Künstler jedoch dazu steht und meist noch eine Zugabe gibt, nimmt man wohl diese Aussage nicht für bare Münze. Da haben wir uns wohl ordentlich geschnitten! Mumford and Sons kündigte den letzten Song an, sangen ihn, bedankten sich anschließend noch kurz und verließen die Bühne – ohne Zugabe. Vergeblich verlangte das Publikum nach mehr, aber die Bühne blieb leer und das Konzert war somit beendet. Zurück blieben viele enttäuschte Gesichter.

Trotz des rasanten Endes, traue ich mir zu behaupten, dass schlussendlich doch jeder Fan zufrieden und mit einem Lächeln im Gesicht die Wiener Stadthalle verlassen hat.

Musikliebhaberin. Instrumentalistin. Hobbysängerin. "mit Musik geht alles leichter" - mein Lebensmotto!