Festivalliebe beim Rock im Dorf 2016!

Rock im Dorf – alle Jahre wieder ein Festival, wo man sich schon seit langem freut, und wenn es dann endlich da ist, jede Minute – auch wenn es regnet und arschkalt ist – genießt. Heuer mit dabei waren Krautschädl, Skero, 5/8erl in Ehr’n, Viech, Gerard und viele mehr.

Tag 1
Eröffnet wurde das Festival von den sympathischen Jungs aus Grießkirchen – Like Elephants. Und auch pünktlich zum Beginn setzte der Regen ein – schön langsam zweifeln wir daran, dass es Zufälle gibt. Musikalisch präsentierten sich die Jungs von ihrer besten Seite und überzeugten das Publikum mit Songs wie „Forest“ und „Wake up“.

Auch wenn wir und der Gitarrist uns biertechnisch wahrscheinlich nie einigen werden, haben wir dieses Mal nichts auszusetzen an ihrer musikalischen Leistung. Und ja, Freistädter ist und bleibt das einzig wahre Bier!

Weiter gings dann mit einer der größten Newcomerinnen des letzten Jahres. AVEC, ihr bürgerlicher Name bleibt im Verborgenen, war mit ihrer ersten EP für drei Amadeus Awards (u.a.: Künstlerin des Jahres) nominiert, ihr Song „Granny“ zählt mittlerweile über 3 Millionen Klicks auf Spotify, und earcandy entertainment nahm sie unter Vertrag. Genaueres zu ihrer Person dann in den nächsten Tagen im Interview, welches wir mit ihr Backstage am Rock im Dorf geführt haben. Wieso sie diese rasante Entwicklung genommen hat, zeigte sie dann auch auf der Bühne. Diese raue, melancholische und stets etwas verletzt wirkende Stimme bezaubert und  macht raurig aber auf eine positive Art und Weise. Besser gesagt, sie berührt im Herzen. Es ist auch sie, die beim Gig im Vordergrund steht, trotz Begleitband. Gesangliche Fehler sind zumindest mir nicht aufgefallen. Sie wirkte etwas schüchtern, aber nie unsicher. Ich finde einfach nichts auszusetzen und neben den EP-Hits wie Granny und Dead (Gänsehaut!) konnte man schon eine gute Auswahl aus dem im Herbst kommenden Debütalbum genießen – und das klingt vielversprechend! Kurzum, hochzufrieden, Sehr gut, setzten!

Etwas fetziger ging es nach Avec mit Gin Ga weiter. Nicht nur das Tempo der Musik steigerte sichn sondern auch der Alkoholpegel unter den Besuchern. Die Folge darau? Viele glückliche, hemmungslose Tänzer. Und wer bei Gin Ga ruhig stehen kann, hat unserer Meinung sowieso was falsch gemacht. Mit „Dancer“ und „1ON1“ raubten sie dem heurigen Rock im Dorf  die Jungfräulichkeit in puncto Tanzen.


Mit Fetten Beats ging es dann auch weiter – der Riese im Glashaus, alias Skero, mache es sich zur Aufgabe, den FestivalbesucherInnen Hiphop aus dem Underground Wien-Mödlings näher zu bringen. Nach der Trennung von Texta präsentierte er der Welt sein zweites Soloalbum, und schaffte es mit dem Song „gfrei di“ in die Charts. Dass sein Lied „Kabinenparty“ immer noch angesagt ist, bewies das textsichere Publikum.

In der Halle ging es dann mit „Mynth“ richtig zur Sache. Das Duo mit oberösterreichischen Wurzeln bezauberte mit ihren elektronischen Indieklängen. Auch wenn der Kontrast zu Skero kaum größer hätte sein können, war die Halle schon bald gesteckt voll. Düstere Synths, helle Vocals und schnelle Beats luden zum Tanzen ein, gerne auch die ganze Nacht. Das sehr kurze Set war viel zu schnell vorbei und wir waren wohl nicht die einzigen, die gerne noch etwas länger „Mynth“ gelauscht hätten.

Draußen ging es mit „Krautschädl“ weiter. Die drei Jungs schafften es schon von den ersten Tönen an das Publikum zu begeistern. Textsicher wurde bei jedem Lied mitgegrölt und in den ginteren Reihen oft auch die Band selbst übertönt. Unter freiem Himmel gefällt es den Jungs wohl doch noch am Meisten. Quer durch die Bandgeschichte wurden Schmankerl ausgewählt und performt, und natürlich durfte „der Wein“ sowohl musikalisch als auch buchstäblich nicht fehlen.

Die einzige Enttäuschung am heurigen Rock im Dorf war „Dunkelbunt“. Nicht, weil er eine schlechte Show lieferte oder die Musik grottenschlecht war, sondern weil er da ganz alleine auf der Bühne stand. Liebes Rock im Dorf, wo blieben die Bläser, die Sängerin und der Rest von der Party? Auch wenn das große Set fehlte, gab der Herr sein Bestes und versorgte uns mit gutem Sound aus dem Balkan. Und die Enttäuschung war nach einer guten Stunde Abshaken nur noch halb so groß. Wer dann immer noch nicht genug hatte, der konnte mit Chri5i bis in den frühen Morgenstunden tanzen – uns reichte es angesichts eines weiteren Festivaltages.

 

Tag 2
Der zweite Tag eines Festivals beginnt immer gleich. Leichte Kopfschmerzen, flauer Magen und wortkarge erste Minuten im Campingsessel. Das Wetter sollte an diesem zweiten Tag sich zum besseren wenden, und so blieben tatsächlich die Regenfälle dieses Mal aus. Die Temperaturen zogen aber leider nur geringfügig an. Seis drum, das gehört zum Festivalalltag.

Eröffnet wurde dieser zweite Tag nach dem umfangreichen und für den Alkoholpegel der Festivalgäste erstaunlich sportlichen Rahmenprogramm, pünktlich um 18:00 von den Wienern Lausch. Auch mit ihnen konnten wir am Nachmittag ein Interview führen. Leider war die Anzahl der Personen vor der Bühne traurig gering. Mehr als 30 Leute waren das mit Garantie nicht. Schade – denn diese verpassten diese einen wunderbaren Gig, shame on you Campingplatzsitzer. Den Live waren Lausch wie immer einwandfrei und großartig, ich konnte die Band ja schon öfters bestaunen und enttäuscht war ich noch nie. Vor allem Sänger Alexander Lausch spielt mit einer sichtlichen Leidenschaft die Songs, er geht förmlich darin auf. Songhighlight wie immer der Opener Salvador’s Pain. Dem Wunsch nach zwei Zugaben wurde auch freudig nachgekommen, den diese kleine Masse vor der Bühne bewieß – auch wenig Menschen können eine gute Stimmung erzeugen.

Der harte Genrecut folgte dann mit Robb. Wo Lausch vorhin noch mit ihrer klassischen Mischung aus Post-Rock/Alternative und Stoner aufzeigten, folgte nun Pop/Soul. Einfacher, gut ins Ohr gehender, schwungvoller und tanzanregender Sound. Eigentlich genau richtig um diese Uhrzeit, konnte man hier doch einfach mit Spritzwein den Abend gemütlich und langsam anwärmen. Ideal wäre es natürlich gewesen, wenn die Sonne sich während dieser Zeit mal blicken lassen hätte. Leider nicht. Doch das tat der Stimmung des nun durchaus akzeptabel angewachsenen Publikum auch keinen Abbruch. Von daher gibts auch nichts am Gig auszusetzen – die Setlänge hat gepasst, man merkte vor allem dem Frontmann der Wiener Truppe sichtlich die Freude am Gig an und das Genre passte wie die Faust aufs Auge zur Uhrzeit.

„Viech“, die Grazer Band, überzeugten mit ihrem steirischen Charme. Mit den neuen Album „Yeah“ im Gepäck lieferten sie eine wunderbare Show. „Zentrale“, „Ohh Elise“ und „Steuermann“ sind Lieder, bei denen man einfach nicht anders kann als Abgehen. Wild wurden sämtliche Körperteile durchgeschüttelt – fachmännisch würde man es „Tanzen“ nennen.

Danach gings dann für eine halbe Stunde schnell in die Halle zu Wham Bam Bodyslam. Der von den Quasi-Local-Heroes mit klassischen und modernen Instrumenten präsentierte Folk fügte sich fast malerisch in die rustikale Atmosphäre der Sägewerkhalle ein und erzeugte eine unglaublich dichte Atmosphäre. Keine drückende, schwere, sondern eine freudige und schwungvolle Stimmung, die ein Lächeln ins Herz zaubert. Wohl aufgrund des doch sehr engen Zeitfensters und der schon leichten Verspätung, die sich durch den Timetable durchzog, verzichtete die Band auch weitestgehend auf Ansagen zwischen den Songs. Das störte nicht und war verzeihbar unter den gegebenen Umständen. Liebes Rock im Dorf, bitte gebt den Jungs das nächste mal mehr Stagetime, damit sich das ganze besser entwickeln kann – denn eine halbe Stunde war eindeutig zu wenig!

So richtig ging es dann aber ab 21:30 los, als mit Gerard der erste Headliner dieses zweiten Festivaltages die Hauptbühne betrat. Gerard gehört zu den österreichischen Hiphop-Künstlern der etablierten Schule, also der Zeit vor Moneyboy und Co. Dementsprechend qualitativ gehaltvoll waren und sind die Texte. Bei der Setlist gab es eine Mischung aus alten Klassikern wie „Lissabon“, dem gemeinsam mit OK-Kid produzierten „Wen der Tag abreißt“ und natürlich eine gute Menge aus aktuellen und nun etwas über ein Jahr altem Album „Neue Welt“ zu hören. Das Publikum bewies sich als textsicher und kam standesgemäß den künstlerischen Aufforderungen und Mitsingspielen nach. Nach einer Stunde war es dann leider wieder vorbei. Die Nacht, aus.

In der Halle konnte man den ruhigen Klängen von Elsa Tootsie & The Miniband lauschen. Ja, ganz nett, aber stressbedingt ist kein faires Urteil möglich. Denn es war Zeit, das Festival auf der Hauptbühne ausklingen zu lassen. Und das ohne viel Lärm, ruhig und sympathisch. Um ehrlich zu sein, die Band ist leider bisher an mir vorbeigegangen – außer dem Österreich-Hit „Akademikerball“ ist es mir nicht möglich, die restlichen Songs zu benennen. Wer hier Genaueres wissen will, sollte sich auf Setlist.fm schlau machen. Aber als neutraler Hörer kann ich diesem Finale, diesen knapp 1,5 Stunden, nichts Negatives abgewinnen. Die Mischung aus ruhigeren und schwungvolleren Songs in feinstem Dialekt war ein Genuss, nach zwei Tagen Feiern und zu viel Spritzwein und Bier. In der Gemütlichkeit und Ruhe liegt oftmals der Schlüssel zur Zufriedenheit.

Nachdem es also auf der Hauptbühne zu Ende war mit dem Rock im Dorf Festival 2016, konnten Partywütige noch in der Halle bei Ogris Debris und TNTG die Nacht zum Tag machen und sich gebührend vom RID 2016 verabschieden.

Schön wars liebes Schlierbach! Wir sehen uns 2017 mit Sicherheit wieder!

Foto und Text: Andreas Wörister (Slihs Photography), Lisa Leeb

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