Wallis Bird: Gänsehaut zum Mitnehmen
Wallis Bird hinterließ am Freitag offene Münder und gebrochene Herzen im Posthof Linz. Knapp eineinhalb Stunden verzaubert die Sängerin mit ihrem Charme und ihrer Musik die Menschen. Auch zu erwähnen: der ausgezeichnete Support von Sam Vance-Law.
Ganz Zuhause fühlte sich der Supportact: die schreckliche Architektur von Linz erinnert ihn stark an seine Heimatstadt Edmonton. Aber so unter uns, auf den Fotos hab ich eher wenig Gemeinsamkeiten entdeckt. Hätte Linz so eine Skyline, wäre mir das bekannt. Für Sam Vance-Law besteht ein Konzert nicht nur aus Musik und Unterhaltung, sondern sollte auch eine weiterbildende Funktion haben. So brachte er gestern knapp 1000 Linzer*innen das (mir fremde) Wort Gayby bei – in der charmantesten Art und Weise, die ich kenne, um neue Wörter zu lernen. Eingepackt in einem Song. Er selbst ist Teil der Band von Wallis Bird und hat sich für seinen Auftritt auch die restlichen Musiker aus der Band „geborgt“. So konnte man schon vor dem eigentlichen Konzert die einzigartige Symbiose dieser Musiker bewundern. Weitere Songs, die er zum Besten gab, waren zum Beispiel „Isle of Man“ und „Let’s get married“.
Und als ob ihre Musik nicht schon ausreichen würde, um sich in sie zu verlieben, verschenkt Wallis Bird gleich auch noch ihren Biervorrat auf der Bühne. Meine Liebe zu ihren Songs reicht schon weit zurück, bis zu dem Album „The Mistakes are intentional“. Den Start machten gestern die Songs „Love“ und „Fantasy“ von ihrem aktuellen Album „Home“. Schon vom ersten Ton an merkte man, wie gut die vier Musiker*innen auf der Bühne harmonieren. Das gesamte Konzert wirkte wie eine große Jam-Runde. Bei keinem einzigen Song hatte man das Bedürfnis, den Stock aus dem verklemmten Popo zu ziehen – alles wirkte so großartig natürlich und authentisch.
Die Stimmung fühlte sich schon bei den neuen Liedern wie eine Art lustvoller Rausch an – was bei den bei bekannten Liedern wie „I can be your man“ oder „To my bones“ dann abging, ist unbeschreiblich. So viel spürbare positive Energie. Ein Gefühlsrausch, der selbst jetzt noch nachhallt. Das Stück „Home“, vorgetragen ohne Instrumente und ohne Gesangsbegleitung, hinterließ Gänsehaut und ein wohlig warmes Gefühl in der Bauchgegend.
Als Zugabe für diese einzigartigen Show gab es noch ein A Capella-Stück der vier Musiker*innen. Und beim Verlassen des Saals fühlte ich mich ein bisschen wie das Tamburin der Sängerin – kaputt´, aber liebevoll mit Gaffa geflickt bzw. mit Musik gestärkt.
Fotos: Andreas Wörister (Slih’s Photography)