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„I Can Tell You About Pain“: CONVERGE in der Arena Wien

Gerade rechtzeitig bevor uns Ende des Jahres mit „The Dusk In Us“ neues Albummaterial ins Haus steht, waren Converge am Dienstag im Rahmen ihrer großen Europatour wieder einmal in ihrer Österreich-Stammlocation zu Gast. Spoiler alert: Es war nichts geringeres als ein Triumphzug was Jacob Bannon & Co. an diesem Abend ablieferten. Für mehr als abwechslungsreichen Support Gorguts, Havok und Revocation.

Revocation eröffneten den Konzertabend auf die Minute pünktlich um 19:30. Dem Metalgott sei Dank, dass auch eine beschauliche Anzahl an BesucherInnen um zeitiges Erscheinen bemüht war. Ansonsten hätten sie eine Show verpasst, die sich gewaschen hat. Technical Death Metal, Jazz Rhythmen und ein paar Ausflüge in den Thrash Metal, gepaart mit sympathischen Ansagen inklusive Shoutout an alle Fans des SciFi-Kultautors H.P. Lovecraft (was nicht nur Fotograf Wetzlmayr freute). Eine Band die live ohne Umwege zündet und bei der das Zusehen absolut Spaß macht.

Weiter durch das Programm ging es mit der aus Colorado stammenden Trash Metal Band Havok, die gewissermaßen die Wundertüte des Abends waren. Auf rasantes, typisches Thrash-Riffing folgt da schon mal eine Runde Slapping am Bass (mit auf Knopfdruck grün beleuchteten Griffbretteinlagen), oder das obligatorische „HEY!“-Gebrüll mit erhobenen Fäusten. Die prägnanten, hohen Shouts von Sänger und Gitarrist David Sanchez waren an diesem Abend auch nochmal ein Alleinstellungsmerkmal in einem Line-Up, mit dem sich die Mannen von Converge wieder einmal als Brückenbauer zwischen Hardcore und Metal verdient machten. Der Unterhaltungswert bei Havok war auf jeden Fall gegeben – Nicht nur für Freunde der zerschlissenen Jeansjacke mit Patches.

Leider etwas blass blieben danach die Kanadier Gorguts, die den Abschluss des Support-Trios bildeten. Zwar kann die wiedervereinigte Death Metal Combo um Mastermind Luc Lemay mit interessanten Kompositionen, unorthodoxen Gitarrenparts und einem großartigen, neuem Drummer aufwarten. Insgesamt wirkte der Auftritt aber im Vergleich zu den beiden Bands davor (im Vergleich zum Headliner noch viel mehr) eher behäbig und müde.

Ein Fremdwort scheint Müdigkeit hingegen für jene Band zu sein, wegen der (trotz einer beachtlichen Menge Gorguts T-Shirts im Publikum) die meisten Anwesenden den Weg in die Arena gefunden haben. Die Leidenschaft und Intensität in der die Bostoner Hardcore-Ikonen nach wie vor zu Werke gehen ringt einem Respekt ab. Jacob Bannon sprintet, hüpft und stampft über die Bühne. Er spuckt, keift, brüllt und verleiht seinen poetischen Worten mit jeder Handbewegung zusätzlichen Ausdruck. Immer wieder lässt er sein Mikrofon in die erste Reihe sinken, wo jedes Wort von den textsicheren Fans mitgebrüllt wird. Derweil fasziniert Kurt Ballou mit seinem virtuosen Gitarrenspiel. Immer wieder denkt man sich, dass da doch irgendwo ein weiterer Gitarrist auf der Bühne versteckt sein müsste, oder zumindest dass Mr. Ballou bestimmt mindestens zwei zusätzliche Arme besitzt. Die übrigen beiden Herren, Ben Koller (Drums) und Nate Newton (Bass) komplettieren diese seit nunmehr fast 20 Jahren unveränderte und unfassbar eng zusammengeschweißt klingende Einheit, die auf triumphale Art und Weise ihre unerbittlichen Wutbomben von Songs abfeuert.

Erstaunlich ist dabei, wie schnell gerade das jüngste Album „All We Love We Leave Behind“ zu einem echten Klassiker im Albumkatalog von Converge gereift ist. Neben dem Titelsong gibt es daraus die Abrissbirnen „Trespasses“, „Aimless Arrow“ und „Predatory Glow“ zu Hören. Auch „Axe To Fall“ ist mit vier Songs prominent vertreten. Tatsächlich werden sogar alle drei kürzlich veröffentlichten, neuen Songs gespielt, die bis auf die doomige Hardcore-Ballade „Eve“ allesamt auf dem neuen Studioalbum zu finden sein werden. „The Dusk In Us“ wird dieses heißen und am 03. November erscheinen. Das abschließende Klassiker-Trio, bestehend aus „Eagles Become Vultures“, „Concubine“ und natürlich dem monumentalen „Jane Doe“ verfehlte seine Wirkung nicht und bescherte dem Publikum Herzrasen bis zum letzten Moment. Auch nach 27 Jahren Bandgeschichte sind Converge eine nicht zu unterschätzende Macht im Mathcore, Metalcore und Hardcore Punk. Und diesen Rang wird ihnen auch so schnell keiner ablaufen. Monumental!

Fotos: Markus Wetzlmayr / WET-photo

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.