Disco 2008: der etwas andere Weltfrauentag

Eine der Veranstaltungsreihen, die sich in den letzten Jahren in Linz etabliert hatte, ging am vergangenen Donnerstag in die achte Runde: Disco 2000. Vier Bands hatten sich am Weltfrauentag in der Stadtwerkstatt eingefunden, um unter dem Motto „Celebrate Garage Punk“ zu feiern. Nunja: drei von vier Bands feierten den Garage Punk jetzt nicht unbedingt, und den Weltfrauentag hatten wir uns in der Stadtwerkstatt auch was anderes erwartet. Musikalisch gab es dann aber doch etwas zu entdecken.

Den Anfang machten Tracy Bond – bekannte Gesichter aus einer bekannten Linzer Schule. „Neo Soul“ machen die vier auf der Bühne – mit Garage Punk hat das dann ungefähr genauso viel zu tun wie Andreas Gabalier mit Hardcore. Macht ja nix – denn falsch macht die Combo überhaupt nichts. Stimmlich vollkommen auf der Höhe, auch instrumental gibts an der dann doch eher ruhigen Performance nichts auszusetzen. Dazu eine treue Fanschar, die den Weg in die Stadtwerkstatt gefunden hatte. Um 20 Uhr dann demzufolge auch die bestbesuchte Band des Abends. Gerne wieder!

Dann zu etwas, was ich in der Stadtwerkstatt so überhaupt nicht erwartet hätte. Denn als zweite Band stand Insört auf der Bühne -„Space Rock“ nennt sich das dann. Gepaart mit mehr oder weniger gelungenen Kostümen stehen die fünf Männer aus Eberstalzell für – Zitat – „hemmungslose Texte, schmetternden Gitarren-Riffs gepaart mit einem Spritzer Psycho-Mist“. Wie das dann klingt? Nunja, es wird besungen, dass man sich doch heute noch eine hübsche Krankenschwester für zu Hause aufzwicken will (soll ich mich an dieser Stelle bewerben? Liebe Grüße von einer männlichen Krankenschwester!), dann mitunter gelungene Songs wie „Robben im Ö“, und einer Zugabe, wo es heißt: „Sie ist eine MILF!“. Das kann man ironisch sehen (tut die Band vielleicht, oder wahrscheinlich sogar), muss man aber nicht, und gerade am Weltfrauentag in der Stadtwerkstatt kann man das auch nicht. Angesichts dessen, dass der Tag eigentlich für Feminismus und Gleichberechtigung stehen sollte, wo auch die Stadtwerkstatt immer dafür eintritt, tun wir das dann auch nicht, selbst wenn die Texte ironisch gemeint sind. Lieber Veranstalter, und, zur Richtigstellung, das war an diesem Tag NICHT die Stadtwerkstatt selber: sowas darf ich am 8. März in der Stadtwerkstatt einfach niemals machen. Sorry. Das ist nicht lustig, sondern eher in der Kategorie „Peinlich“ einzuordnen. Dürfte das Publikum aber ähnlich gesehen haben – leerte sich der Saal im Vergleich zur Vorband doch ziemlich.

Danach: Kopfschütteln und Biertrinken ob des vorangegangenen Gigs. Zumindest ersteres – also das Kopfschütteln – konnte man bei Band #3, Stonetree, beibehalten. Wobei, auch zweiteres, also das Bier, passt gut zum Auftritt des Trios aus Gmunden. Stonetree machen Stoner-Rock. Haha. Pun offensichtlich intended. Aber Spaß macht das Trio auf alle Fälle: das fährt ordentlich in die Knochen, und braucht sich vor anderen Vertretern des Genres hierzulande keineswegs verstecken. Eine Band, die den Abend nach dem Fiasko vorher gerettet hat. Das kühle Bier schmeckte danach auf jeden Fall besser.

Als letzte Band standen dann noch DLRM auf der Bühne. Die Combo aus dem ungarischen Budapest war dann auch die einzige, die die Kategorie „Garage Punk“ erfüllte, zumindest ansatzweise, wenn man Alternative Rock da gelten lässt. Und live sind sie eine Macht: die Herren schenken sich auf der Bühne nix. Handwerklich und songwritingtechnisch solide starteten die Ungarn in ihre Europa-Tour. Ein Abschluss, der musikalisch nochmal gehörig aufwärts zeigte. Das Album „Cheeky Pig“ dürfen wir an der Stelle auch empfehlen. Schade halt dass zu späterer Stunde nur mehr wenige Gäste motiviert waren. Aber: hat Spaß gemacht, liebe DLRM!

Fazit: drei von vier Bands überzeugten – die vierte hinterließ dann doch einen fahlen Beigeschmack!

Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.