Enter Shikari: Routiniertes Blitzlichtgewitter

Vergangenen Mittwoch machten die ehemaligen „Trancecore“-Pioniere Enter Shikari mit ihrer „Stop The Clocks“-Tour Halt im Posthof. Der einzige Österreich-Termin für 2019 lud zu Wochenteilen ein. Zum Aufwärmen gab es nostalgischen Emo-Punk von As It Is.

…Ehemalig? Man könnte jetzt darüber diskutieren, wann genau die Briten Label „Trancecore“ entwachsen sind. Spätestens bei ihrem letzten Album „The Spark“ ist dieser Begriff aber endgültig an seine Grenzen gestoßen. Aber, „first things first“:

Wo auf der einen Seite konsequente Weiterentwicklung steht, findet man eine Zeile weiter unten im Line-Up den Band-gewordenen #throwbackthursday As It Is. Die Band kommt aus Brighton in Südengland und erinnert an eine Zeit Mitte der 00er-Jahre in der Bands wie The Used, Saves The Day oder My Chemical Romance die Jugendzimmer regierten – sowohl was das musikalische als auch das optische Auftreten der Band angeht. Angeführt von Sänger Patty Smith gaben sie die ambitionierte Warm-Up Band. Jeden Abend vor Publikum zu spielen, welches zum Großteil noch nie etwas von einem gehört hat, ist schwierige Aufgabe und große Chance zugleich. Unbestreitbar ist: Die nötige Motivation dazu brachten As It Is definitiv mit. Aber über den Abend hinaus ist, außer dem Nostalgiefaktor im musikalischen Sinne, leider nur wenig hängen geblieben.

Bühne frei für Enter Shikari! Das einzige Österreichkonzert in diesem Jahr und übrigens nicht das erste Linz-Gastspiel, wie die Band fälschlicherweise gleich zwei mal betonte. 2010 war man schon einmal da. Damals im mittleren Saal und mit Twin Atlantic als Support – aber das nur der Vollständigkeit halber…
Mit einem bunten Mix aus neu und alt wurde die Show eröffnet. The Sights, Step Up und mit Labyrinth auch gleich ein erster Klassiker. Enter Shikari, allen voran Sänger Rou Reynold sind distanzierter geworden. Lange hatte er mit Angstzuständen und Panikattacken zu kämpfen. Auf der Bühne wirkt der Frontmann ruhiger und kühler als sonst – zumindest während dieser ersten Songs. Der Humor und die teils sarkastischen Ansagen sind geblieben. „Greetings, carbon-based lifeforms. We are Enter Shikari. We controll pitch and light in order to manipulate your emotions“, wird das Publikum begrüßt.

Die Show, das Licht, das musikalische Können – alles davon ist „on point“. Enter Shikari lieben es, ihre Songs live zu variieren (es wurde überraschend viel vom Album „Common Dreads“ gespielt), in Medleys zu verarbeiten oder gleich einen Remix davon zu performen. So kommt in etwas über Eineinhalb Stunden auch schon mal eine 24 Songs umfassende Setlist zustande. Ein Highlight darunter ist die sogenannte „Quickfire Round“. Ein knapp 8-minütiges Power-Medley aus „Sorry, Your’re Not A Winner“, „The Last Garrison“, „…Meltdown“ und „Anaesthethist“ (in einer Drum & Bass Version), das garantiert jeden Moshpit in Wallung versetzt.

Verglichen mit meinen bisherigen Konzerterlebnissen mit Enter Shikari blieb das inszenierte Chaos und der ganz große Wow-Moment diesmal zwar leider aus (Kein Sprint aus der Halle durch den Notausgang, um einen Song im Freien zu performen; keine zertrümmerten Synthesizer oder dergleichen…), aber das ist nun wirklich Jammern auf hohem Niveau. Schön auch die Erkenntnis, dass Kritik am Brexit (und die zermürbende Diskussion um das Thema) mittlerweile auch ganz galant mit nur einem Satz geäußert werden kann: „We are Enter Shikari. We are from Europe.“ – DANKE!

Fotos: Andreas Wörister / Slihs Photography

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.