Tocotronic: Let there be rock!
Auf ihrem Weg durch den Festivalsommer spielten Tocotronic zwischen dem Springfestival in Graz und dem Donauinselfest in Wien am Samstag im Posthof. Gut zwölf Monate nachdem die vier Jungs aus Hamburg auf dem Stream-Festival ihr letztes Konzert in Linz spielten. Dass dies ihr einziges Clubkonzert im Jahr 2019 ist, ist fast schon eine Ehre, wenn man bedenkt, dass die Band rund um Sänger Dirk von Lowtzow durch ihre postmodernen und poetischen Texte als die “Intelligenteste Band Deutschlands” gilt (ARD), und sie als Biggest Player der Hamburger Schule bis heute ein Vorbild für viele Künstler sind.
Leider verirrten sich aber nur rund 250 Menschen an diesem Abend zum letzten Konzert im Posthof vor der Sommerpause, was aber eine fast schon intime Atmosphäre schuf. Support gab es an diesem Abend leider keinen, sodass es direkt los ging. Ihre Festivaltour findet unter dem Namen ihres letztjährig erschienen Albums “die Unendlichkeit” statt, ein Sternenhimmel als Plattencover wurde so passend als gespanntes schwarzes Tuch mit fluoreszierenden Sternen auf der Bühne repräsentiert. Pünktlich um halb Neun betrat die Band die Bühne, bereits am Anfang wurde mit “Electric Guitar” und “Let There Be Rock” viel Pulver verschossen. Insgesamt schufen sie mit über ihre knapp zwei Stunden Bühnenzeit einen guten Querschnitt aus über 25 Jahren Band geschichte. Trotz des sehr spärlich ausgefallen Andrangs merkte man ihnen eine gewisse Freude an, dass sie nicht ihr übliches Festival-Setting abspielen mussten.
Die Worte zwischen den Liedern sind von Frontman von Lowtzow, der neben seiner Tätigkeit als Musiker auch Autor ist, wie gewohnt überlegt gewählt. Das Beeindruckenste für mich war die Erzeugung eines Gänsehautmomentes durch Solonummer “Unwiederbringlich”, in der der Tod einer ihm nahestehenden Person behandelt wird. Das Show endete nach der dritten Zugabe, wobei viele Besucher bereits nach der Zweiten meinten, es sei vorbei – und bereits den Saal verließen – mit dem Lied aus dem gleichnamigen und oben bereits erwähnten Album “Die Unendlichkeit”.
Fotos: Christoph Thorwartl