Band ohne Biss: Die FOO FIGHTERS und der Sound der Sackgasse
Müdigkeit auf Rezept: Auf ihrem Jubiläumsalbum schaltet das Sextett aus Seattle um ewigen Dauergrinser Dave Grohl auf Autopilot. Was sich schon etliche Male auf vergangenen Veröffentlichungen vereinzelt angedeutet hat, ist mit „Medicine At Midnight“ jetzt traurige Gewissheit geworden: die Foo Fighters stecken auf Albumlänge in der Sackgasse.
Weitgefehlt, nicht nur knapp daneben: Das Vorhaben, sich mit Songs wie „Cloudspotter“, „No Son Of Mine“ oder „Making A Fire“ Impulse aus der Vergangenheit zu holen und damit im Hier und Jetzt zu glänzen, gewissermaßen Dagewesenes (Backgroundgesänge!) zu kopieren und in den eigenen Kosmos zu integrieren, geht auf „Medicine At Midnight“ leider nicht auf. Nach 25 ereignisreichen Jahren schleppt sich der Groove der Foo Fighters (siehe die Single „Shame Shame“) nur mehr so dahin, dass es als eine Art Highlight angesehen werden muss, weil nicht mehr viel übrig bleibt. „Waiting On A War“ fängt etwa als stereotypische Ballade an und nimmt dann in bekannter Manier, im letzten Akt, glücklicherweise noch Fahrt auf. Das Tempo ist jedenfalls gedrosselt und der Elan, der ist auch nicht mehr so überschwänglich wahrzunehmen, wie man es gewohnt ist.
Die Band steht auf ihrer zehnten Platte kreativ in einem Minenfeld und kommt in Wirklichkeit keinen Kilometer weit. Warum „Medicine At Midnight“ trotz öffentlich kommunizierten Inspirationsquellen wie Bowie und Motörhead so uninspiriert klingt? Ein Rätsel. Profane Midtempolieder aus dem Fundus des Rock wie „Love Dies Young“ sind zwar nett und hübsch, für die FF unterm Strich dennoch zu wenig. Mit Kleinstnötigstem Größtmögliches zu erlangen, gelingt eben nur in den seltensten Fällen. Es bleibt der Eindruck, dass die Foo Fighters von den Geistern, die sie riefen, überwältigt wurden. Der Erfolg wird dieses Album, welches als Placebo getarnt ist, dennoch ereilen.
Das Konzept, anfangs bereits vorweggenommen, ist ja eigentlich reizvoll, nur hilft solch ein Entwurf nichts, wenn die Umsetzung schwächelt und das Ergebnis einen unzufrieden zurücklässt, weil die Spannungskurve nicht ansteigt. Auf dem Blatt Papier klingt die Mischung aus Rock mit Zitaten aus Disco, Funk und Heavy Metal vielversprechend, für Foo Fighters-Verhältnisse gar ungewohnt. Die Band hält dann trotzdem an Schemata fest, die viel klassischer und wohl auch festgefahrener sind als sie es selbst zugeben würden. Selbst für eingefleischte FF-Fans dürften Songs wie „Holding Poison“ oder „Chasing Birds“ zu cheesy sein. Ihre Routine als Musiker und Rockstars ist in diesem Fall eher Fluch als Segen, denn es gibt nichts zu entdecken, was man nicht schon mit mehr Format gehört hat. Diese mainstreamige Party-Rock-Platte, wie Grohl es formulierte, mit neun bemühten Songs wird dem Mainstream schlussendlich piepegal sein. Werden wir „Medicine At Midnight“ tatsächlich häufiger hören wollen? Die traurige Antwort lautet: Nein.
Tracklist:
01. Making A Fire
02. Shame Shame
03. Cloudspotter
04. Waiting On A War
05. Medicine At Midnight
06. No Son Of Mine
07. Holding Poison
08. Chasing Birds
09. Love Dies Young
Fotos: © Danny Clinch // Sony Music