Foto: © Harrowist

HARROWIST: Karakorum

Es regt sich etwas im Untergrund. „Harrowist“ aus Graz sind ein Anlass zum Frohlocken für alle Freund*innen des metallischen Hardcore Punk. Am 23. April veröffentlichte die fünfköpfige Band aus Graz ihr Debütalbum „Karakorum“.

Neues von der Hardcore-Zunft: Die Grazer Band Harrowist geht zwar nicht wie unlängst als Aprilscherz angekündigt auf Tour nach Zentralasien, dafür legt sie mit „Karakorum“ ein Debütalbum vor, welches radikale Gesellschaftskritik aus den Boxen prügelt. Genüsslich zapft die Band die Venen des frühen 90er Jahre Metalcore im Stile von Converge an, zitieren aber auch neuere Geschütze wie die Genre-Bastarde Kvelertak, Every Time I Die oder den angepissten, politischen Hardcore-Punk der Gallows aus der „Grey Britain“-Ära. Wenn wir in Sachen Referenzen in Österreich bleiben, dann würde ich sagen, dass Harrowist damit eine Nische wiederbeleben, in die sich seit WITHERS keine Band mehr richtig getraut hat. Es wird gekeift, gedroschen und gekracht was das Zeug hält. Sprachlich variiert die Band dabei zwischen Deutsch und Englisch. Ankommen tut die Message in beiden Fällen.

Es geht um die Menscheheit, die sich über die Natur hinwegsetzt, Leben und Ressourcen ausbeutet und zerstört. Mal schildern Harrowist das in brutaler Direktheit wie in „Schlachthauszukunft“ („Fresst nur die Scheiße! Fresst euch zu Tode bis der Wohlstandsbauch die Gedärme zerfetzt.“) zum Thema Tierleid, mal geschieht das wie in „I Dreamed Of Eroding Mountain Ranges“ auch auf metaphorische Weise („From rising and from skyscraping, To crawling like morons. Never reaching the summit, No glimpse off the top.“)

Menschliche Abgründe, hart und kompromisslos aufgezeigt, das ist es, was die Band mit „Karakorum“ gnadenlos durchexorziert. In all die Brachialität reihen sich aber auch einige einprägsame Refrains ein, die in Kombination mit einigen innovativ angelegten Drumparts für viel Wiedererkennungswert sorgen. Aufgenommen wurde das Album im Studio von Julian Jauk (Ultima Radio), gemastert von Bernd Heinrauch und im Hause Austrovinyl auf Platte gepresst. Man darf also getrost von einem regionalen Produkt sprechen.

Knapp 25 furiose Minuten dauert die rohe Achterbahnfahrt, nach der man unweigerlich in Versuchung gerät, sich für eine zweite Runde anzustellen. Die Vorfreude auf den Tinnitus zum Wochenende im feuchten Konzertkeller des Vertrauens gibts gratis dazu. Harrowist sorgen mit „Karakorum“ für frischen Wind in der bisweilen statisch und recht einheitlich gewordenen Hard- & Metalcore-Szene – das darf gerne erst der Anfang gewesen sein!

TRACKLIST

01. Schlachthauszukunft
02. (I Am The) Harrowist Tree Of Life
03. I Dreamed Of Eroding Mountain Ranges
04. From Campamento Aucanquilcha To Mponeng
05. When The World Burns I Will Be Throwing Barrels Of Fuel
06. Siachengletscher / Tal der Wildrosen
07. The Puppeteers

VÖ: 23. April 2021, via grazil Records
Download // Stream // Tonträger

Fotos: © Harrowist

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.