Foto: Christoph Leeb

Zwar nicht Mallorca, aber Linz im Regen: Granada und Anna Mabo

„So lang is her“ seit wir das letzte Mal zu Granada tanzen durften, mitreißende Musik zu machen und gute Stimmung zu verbreiten haben sie aber selbstverständlich nicht verlernt. Trotz Wolkenbruch war die Stimmung auf der OpenAir-Bühne im Posthof spitze!

Wie gerne hätte ich wieder geschrieben, dass die Wetterfee auf unserer Seite war, doch unglücklicherweise blieben wir an diesem Samstagabend nicht trocken. Allerdings hatten wir mit den kurzen Regengüssen noch Glück, wenn man sich das Wetter am Sonntag so ansieht. Jammern wäre angesichts der Lage in anderen Teilen Österreichs fehl am Platz. Nicht einmal Anna Mabo schaffte es, mit ihrem sommerlichen und freudesprühenden Auftreten den Regen in die Flucht zu schlagen. Das minderte aber weder ihre gute Laune noch die des Publikums, das während der Vor-ohne-Band langsam aber sicher eintrudelte. Anna Mabos Stil mag zwar aufgrund ihrer Ungeniertheit für manche zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig wirken, bei genauerem Hinsehen und vor allem -hören erkennt man aber sofort das in der sympathischen Liedermacherin schlagende Künstlerherz. Ihr großartiger Schmäh und die ironisch verpackte Gesellschaftskritik ihrer Texte mischt sich elegant mit einer Ladung tiefste Gefühle, die das Publikum durch ihre Direktheit zum Nachdenken anregen. Diese gute Mischung aus Ehrlichkeit und Witz war tatsächlich ein sehr gelungener Auftakt für Granada!

Als die fünfköpfige Band aus Graz unter Jubel die Bühne betrat, musste sogar der Regen kurz innehalten. „Ka Feia“ vom Debutalbum „Granada“ (2016) war nach der coronabedingten Konzertpause die erste Nummer – eigentlich aufg’legt, wie man so schön sagt! Die Zuhörer:innen waren von Minute eins an in Feierlaune und freuten sich, endlich wieder zu bester österreichischer Unterhaltungsmusik tanzen und singen zu können. Mit ihren lässigen Mundart-Texten, den eingängigen Melodien, ihrem humorvollen Charme, und dem Akkordeon, das ihnen Wiedererkennungswert verleiht, haben sich Granada schon längst einen Namen im deutschsprachigen Raum gemacht.

Dass Granada erstens ein eingefleischtes Team und zweitens „alte“ Hasen sind was Live-Auftritte angeht, merkt man daran, dass sie auch nach eineinhalb Jahren Stillstand nicht verlernt haben, auf der Bühne abzugehen und es ihnen ein Leichtes ist, das Publikum mitzureißen. Wobei, stillgestanden sind die fünf Musiker während der letzten Monate keineswegs! Das stellten sie mit zwei brandneuen Songs unter Beweis, die Teil des neuen Albums „Cordoba“ sein werden, auf das wir uns im Oktober 2021 freuen dürfen. Einige Lieder davon, darunter das im Juni erschienene „Mei Velo“, gibt’s jetzt schon zum Reinhören!

Selbstverständlich kamen auch die Songs der älteren Alben bestens bei den Konzertbesucher:innen an, die trotz Nässe nach der offiziell letzten Nummer lautstark nach einer Zugabe verlangten. Nachdem es mit „Wien wort auf di“, einer Hommage an Billy Joel, noch einmal ungewöhnlich ruhig wurde (wieviel Schlagzeug bei Granada mitmischen darf realisiere ich immer erst bei Live-Auftritten), wurde unter den Regenponchos noch einmal ordentlich eingeheizt. Bei „Palmen am Balkon“ entstand vor der Bühne sogar so etwas wie ein Mini-Moshpit (falls sich das schon so nennen darf) – lustig war’s jedenfalls!

Konzerte von Granada sind eigentlich immer eine fixe Nummer: Gute Stimmung (egal bei welchem Wetter) ist vorprogrammiert, die Fans sind leiwand, und vor allem kennt man den Musikern die Freude am Musizieren schon von weitem an! Und es war definitiv schön, beim Tanzen für einen kurzen Moment (fast) auf Corona vergessen zu können!

Tagsüber Lehrerin und Sportskanone, nachts subtext-Journalistin, Backstage-Crew, gelegentlich auch Vorband. Cello, vocals, piano.