Tocotronic begeisterten mit "The Hamburg Years" im Alten Schlachthof Wels

Spätsommerliches Open-Air mit Tocotronic und Kreisky

Wirklich überrascht war ich an diesem spätsommerlichen Freitagabend nur von der Schlange vor dem Eingang des Schlachthof Wels um dreiviertel Sieben und vom pünktlichen Beginn des Preacts. Kreisky und Tocotronic sind mir ganz generell bereits von vorherigen Auftritten bekannt. 

Auch wenn “Austrofred” in den letzten Jahren öfters Lesungen in der näheren Umgebung abhielt, datiert das letzte Konzert im Zentralraum bereits einige Zeit zurück, wenn ich mich nicht irre, war dieses in der Stadtwerkstatt. Damals noch mit ihrem Album “Blitz”, sind sie heute mit ihrem Anfang des Jahres erschienen Werk “Atlantis” unterwegs. “Kreisky” gehört definitiv zu der Kategorie Band, die man zumindest einmal live gesehen haben muss, bevor man sie versteht – und ich kann nur eins sagen: sie sind großartig. Zu Neuerscheinungen wie “Abfahrt, Slalom, Super G” gesellen sich zum Abschluss Klassiker wie “Vandalen”. Absolut hörenswert!

Nach kurzer Umbaupause betreten die Könige der Hamburger Schule die Bühne. Obwohl im ersten Lockdown mit der Single “Hoffnung” bereits ein erstes Anfühlen zum neuen Album veröffentlicht wurde, bleibt uns eben dieses noch verwehrt, was aber für diesen Abend sowieso nur eine untergeordnete Rolle spielt – die Setlist besteht nämlich nur aus Songs von der Gründung 1995 bis 2004, also den sogenannten “Hamburg Years”. Danach übersiedelten sie nach Berlin. Den stilistischen Wandel der Band erkennt man jedoch schon rund um die Jahrtausendwende. Das besondere an der Setlist ist, dass die Abfolge der Songs im Lauf des Konzert in chronologischer Reihenfolge abgespielt wurden, somit wurde mit ihrem Debütalbum “Digital ist besser” gestartet. Weiter ging es mit “Nach der verlorenen Zeit” – meine Anfängliche Befürchtung, das die mittlerweile doch etwas in die Jahre gekommene Band ihre zu Beginn ihrer Geschichte doch noch spürbaren Grunge-Einflüsse nicht mehr stand halten könnten, erhärteten sich nicht. 

Die Open-Air Bühne des Schlachthofs eignet sich an einem angenehmen Abend wie diesen perfekt für ein solch traumhaftes Line-Up. Einziger Kritikpunkt: die Ausschank könnte etwas besser organisiert sein. Ansonsten fuhren wir Kritiklos zurück in die Stahlstadt!

Chemiewerker in der Stoistodt. Gesellschaft, Musik und Fußball