Foto: Christoph Leeb

Los Fastidios: Still antifacist

Maske weg, Sessel weg, Bier her, Streetpunk her – so könnte man das erste Konzert in der Stadtwerkstatt nach dem Wegfall aller Beschränkungen zusammenfassen. Dafür verantwortlich: Los Fastidios, die sich auch von einer gebrochenen Schulter nicht stoppen ließen.

Eigentlich stand das Konzert der Hangöver Society, die zum antifaschistischen Happening in der Linzer Stadtwerkstatt luden, unter keinem guten Stern, mussten doch mit Sheepfield und A Guy Named Lou gleich zwei Acts und damit die Hälfte des Lineups virusbedingt absagen. Macht aber nix, für Ersatz ist in der DIY-Szene ja schnell gesorgt, und unterkriegen lässt man sich von solchen Widrigkeiten sowieso nicht.

So eröffnete die Hälfte der Glue Crew den Abend. Die Combo aus dem Pongau hat mit nicht seit erst dem 2021-er-Album „Mundartpunk Forever“, das auf SBÄM Records erschienen ist, mit „Bleib nid so wiesd bist“ und „DIY or Die“ Mitsinghymnen am Start, die auch in reduzierter Formation funktionieren. Sympathisch sind die Jungs ohnehin – wir freuen uns schon auf das nächste Linz-Gastspiel!

Ebenfalls eingesprungen: Trax 33. Aus Traun, machen Punkrock. Immerhin haben sie ja auch zweieinhalb Stunden lang geprobt – hat sich ausgezahlt, Covers (hier hervorzuheben: Anti Flags „The Press Corpse“) wechseln sich mit Eigenkompositionen ab, und Spaß haben die drei Jungs auf der Bühne ohnehin. Macht Laune – und bitte nicht zu lange auf den nächsten Gig warten, weiter proben und neues Zeugs veröffentlichen, danke!

Danach: Stilbruch angesagt. Allerdings auch nur musikalisch, denn inhaltlich hatten Hausgemacht Einiges zu bieten. Die Protagonisten der in der Stahlstadt angesiedelten Formation kennt man – Kapitalismuskritik, Verteilungsgerechtigkeit und andere omnipräsente Themen lassen sie in ihre Liedermacher-Combo einfließen. Angesichts der doch schon späteren und ein bisschen biergeschwängerten Stunde: chapeau, das dennoch so durchzuziehen, wir freuen uns, das mal im Sommer in lauwarmem Abendambiente genießen zu dürfen!

Los Fastidios muss man eigentlich nicht mehr vorstellen. Seit unvorstellbaren 31 Jahren steht die Combo aus Verona für Kompromisslosigkeit. Das einzige Überbleibsel aus dieser Zeit, Frontmann Enrico, lässt sich da auch nicht von der Kleinigkeit einer gebrochenen Schulter aus dem Konzept bringen und liefert live wie gewohnt ab. Eine gute Stunde Abriss vom Feinsten, Skankin, Moshpits, politische Message folgen. Die Setlist? Eine gelungene Mischung aus drei Jahrzehnten, mit „These Boots“, „S-H-A-R-P“, „Skankin Town“ und dem Abschluss samt „Antifa Hooligans“, „La Nostra Citta'“ und co bleiben wenige Wünsche offen. Gepaart mit fallenden Hemmungen im Publikum und der Gewissheit, am nächsten Tag mit ordentlich Schädlweh ein Abend fast schon wie 2019. Auf viele Weitere, liebe Hangöver Society!

Fotos: Christoph Leeb


Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.