Endlich mal wieder Street Punk: BISHOPS GREEN im Viper Room
Ein falscher Freitag, Street Punk/Oi! Bands aus drei Herren Länder und Österreichs halsbrecherischste Kellerstiege. Mehr Zutaten braucht ein feines Undergroundkonzert eigentlich nicht. So bewiesen von BISHOPS GREEN, PLIZZKEN und CROMULENTS im Viper Room Vienna.
Street Punk und Oi! sind in Wien mittlerweile eher seltene Gäste, obwohl die Hauptstadt einst mit den PANZERKNACKERN und WIENS NO. 1 zumindest zwei der wichtigsten heimischen Skinhead-Kombos aus der Traufe hob. Seitdem ist sehr viel Wasser und Ottakringer die Donau runtergeflossen, aber die Szene lebt weiterhin – Bands und Bookings wie vergangenen Mittwochabend sei Dank. Da verwundert es auch nicht, dass man an solchen Abenden alte Szenegrößen und frisches Blut in den Katakomben unter dem III. Wiener Gemeindebezirk trifft.
CROMULENTS
Den Anfang machten mit einer akademischen Viertelstunde Verspätung die aus der Gmundner Seengegend importierten Local Heroes von CROMULENTS; zusammengeschweißt aus ANAL DESTINATION und KAISERNSCHMOARN. Mit CROMULENTS sorgen die drei Oberösterreicher dafür, dass geradliniger Assipunk frontal auf melodische Street-Anleihen, vereinzelte Mundarttexte und ganz, ganz viel Augenzwinkern trifft. Gefällt, macht Spaß, gerne mehr!
PLIZZKEN
Wenn man Sebi Walkenhorst von STOMPER 98 und Silvio Schlesier von TRUST IN RANDOM über diverse Covidlockdowns gemeinsam in ein Studio sperrt, muss man sich nicht wundern, wenn die beiden mit einer vollen Breitseite melodischen Street Punk so ziemlich jede Bude zwischen hier und Göttingen einreißen. Stilistisch liegt der Fokus eher auf der Punk-, als auf der Street/Oi!-Seite, aber mit einem Opener wie „Wasted“ hatte das Fünfergespann den Viper Room vom ersten Akkord an fest im Griff.
Das liegt auch dran, dass man sich mit PLIZZKEN so sehr auf das Wesentliche konzentriert, dass mancher Ultra Light Backpacker sich noch was abschauen kann. Bühnenbackdrop? Nix da, ein „We Are PLIZZKEN“-Shirt mit zwei Streifen Duct Tape hinter dem Drumkit muss reichen. Mehr Punk geht nicht.
BISHOPS GREEN
Kanadischer Auf-die-Fresse-Punk ist schon eine lustige Mischung. Harte Songs, herzliche Menschen – die Dualität der Psyche war hier von Anfang an klar. Zwischen Klassikern wie „Alone“ und „Waiting“ erkundigte man sich zuvorkommend bei jedem einzelnen Anwesenden, ob eh alles passt und ob es eh allen gut geht. Höflichst! Nachdem sichergestellt wurde, dass alle happy sind, kam auch prompt das nächste Brett von der Setlist.
Pogo, Moshpits, würdige Singalongs, Outsourcing des Gesangs an willige Gröhlhälse in der ersten Reihe – BISHOPS GREEN wissen schon, wie man einen Mittwoch zum Wochenende macht. Sechzehn Songs später war die Meute befriedigt und das Werk von BISHOPS GREEN vollbracht.
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Fotos: © Markus Wetzlmayr