Sophie Hunger: schöne Halluzinationen
Die Schweizer Ausnahmekünstlerin Sophie Hunger gastierte am vergangenen Samstagabend im Linzer Posthof. Endlich – denn live ist ihr neues Album „Halluzinationen“ fast noch empfehlenswerter als ohnehin schon.
Aber erst mal zum Support: Nnella – samt Band auf der Bühne – ist hier in Linz bei Weitem keine Unbekannte mehr. Kein Wunder, ist sie doch in verschiedensten Formationen aktiv und hat uns schon mehrmals mit ihrer Stimme beeindruckt. Das Nnella-Debutalbum „Dear Beloved Asshole“ hat uns sowieso begeistert (hier zum Review). Das leider nur halbstündige Set beinhaltet mit „22 Wutanfälle“, „Lover You Should’ve Come Over“, „Pretty Shitty“ und „S‘ Leben Is Sche“ auch Lieder dieser Platte – Songs wie das großartige „I Accept“ haben wir wohl zeitlich bedingt leider vermisst. Stimmlich und musikalisch wie immer auf der Höhe, sympathisch on stage – gerne öfters!
Es gibt wohl nur wenige Artists, die auf eine solche Art und Weise großartig sind, wie es Sophie Hunger ist. Die Schweizer Künstlerin überzeugt mit einer Stimme, die es so wohl nicht so oft gibt, einer sympathischen Art, die zwischen Zurückhaltung und stimmlicher Urgewalt schwebt, und ist live eine absolute Frohnatur. Das wird bereits deutlich, als die ersten Takte gleich mal a capella gesungen werden, um die ca. 300 erschienenen Leute sofort in ihren Bann zu ziehen. „Das ist doch auch eines der Konzerte, das x-mal verschoben wurde“, bemerkt Sophie Hunger und die ehrliche Freude, wieder auf der Bühne stehen zu dürfen, ist ihr während des gesamten Sets anzusehen. Im Trio performt Hunger neben Songs ihrer neueseten Platte „Halluzinationen“ (hier am stärksten: „Maria Magdalena“) auch eine der wohl schönsten Versionen von „Le vent nous portera“, und zum Abschluss der Zugabe den Titeltrack er im Lockdown gemeinsam mit Dino Brandao und Faber aufgenommenen Platte „Ich liebe dich“ Applaus? Laut, sehr laut. Gesichter im Publikum? Happy, sehr happy. Ein Konzert, wo das Warten darauf zwar schmerzhaft war, sich aber mit Sicherheit ausgezahlt hat!
Fotos: Christoph Leeb