Foto: Christoph Leeb

Zeit für kulturellen Aufschrei

Das Mühlviertel hat oft kulturell mehr zu bieten, als man vielleicht auf den ersten Blick vermuten könnte – gerade abseits des Mainstreams. Letzten Samstag feierte der gleichnamige Kulturverein einen „Aufschrei“ in Aschach an der Donau – dieser war sehr laut und sehr gelungen.

Dörfer im Mühlviertel haben oft kulturell Einiges zu bieten – so auch Aschach an der Donau, das sich an diesem sonnigen Samstagabend ganz und gar nicht beschaulich und leise zeigte. Am Gelände einer alten Tischlerei wurde eine mehr als feine Location hineingebaut, um kulturell vielfältiges Programm zu bieten. Junge Leute finden hier im Verein „Aufschrei“ Platz, der sich zum Ziel gesetz hat, die kulturelle Vielfalt abseits des Mainstreams zu fördern. Was an diesem Samstagabend bereits deutlich wurde – neben dem wohl besten Leberkässemmerl der letzten 2 Jahre versüßten nämlich drei Bands aus mehr als unterschiedlichen Genres den Abend.

Edit: Ein aufmerksamer Leser hat uns mitgeteilt, dass Aschach an der Donau ja eigentlich bereits südlich der Donau und damit im oberösterreichischen Hausruckviertel gelegen ist. Wir bitten einem „Stadterer“ zu verzeihen, entschuldigen uns höflichst und fahren natürlich auch zum nächsten „Aufschrei“ ins HAUSRUCKviertel.

Zum einen The Zephyr Circuit aus Wien, die klingen, als ob sie aus den 1970ern direkt in die Gegenwart gereist wären. Psychedelic Rock, ausgefeilt, ohne Schnickschnack, ohne unnötige Pausen, durchaus gefallend. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass die Formation so ert zum zweiten Mal auf der Bühne gestanden ist, umso erstaunlicher. Da geht sicher noch Einiges – gerne wieder!

Ein Samstag von „Funk“ bis „laut“

Dass Corona danach noch nicht komplett vorbei ist, wurde danach deutlich – eigentlich wären die Wiener Alternative-Urgewalten Baits zu Gast gewesen. Diese mussten aber dummerweise einem mittlerweile global bekannten Virus Tribut zollen und absagen. Stattdessen waren Gäste angereist, deren Anfahrt durchaus zur Kategorie „weit weit weg“ zählt: Os & the Sexual Chocolates aus Vorarlberg. Die machen zwar weit nicht das, was Baits machen – Funk statt Brachial – aber machten deswegen nicht weniger Spaß. Eineinhalb Stunden Funk, tanzbar, glückliche Gesichter, Jubel, Zugabe und alles, was zu einem gelungenen Konzert dazugehört. Und: absolute Könner ihrer Instrumente auf der Bühne – mit Sicherheit die Überraschung im positivsten Sinne an diesem Abend!

Pünktlich zu Mitternacht wurde es laut. Ozymandias machten deutlich, dass der Titel „Linz‘ loudest Rockband“ hier nicht nur metaphorisch zu verstehen ist. Die Anlage in der ehrwürdigen Hallte lief auf und manchmal auch über dem Anschlag, was aber bei Ozymandias wohl Grundbedingung für ein Konzert ist. „Cake“ heißt das mittlerweile auch schon vor dreieinhalb Jahren erschienene Album, das auch hier in Aschach an der Donau zelebriert wurde. „Blasphemia“ zu Beginn, „Jelly Beans“, „It Is What It Is“, „All Pigs Must Die“ – immer noch angenehm in die Gehörgänge eindringend, und auch am Tag danach noch pfeifend. Bei genauerem Hinhören durfte man auch schon neuem Material lauschen – Gerüchten zufolge soll der Nachfolger zu „Cake“ in der Pipeline stehen.

Ein gelungener Konzertabend in einer superben Location, mit superberer Leberkässemmel, gutem Bier und abwechslungsreicher Musik – was will man mehr? Auf jeden Fall noch mehr „Aufschreie“ im Mühlviertel, so viel ist sicher!

Foto: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.