Foto: Christoph Leeb

Buntspecht: Springen ohne zu fallen

„Spring bevor du fällst“ heißt das dritte Album der Wiener Jazz-Indie-Pop-Combo Buntspecht. Die sechs – O-Ton – „betrunkenen Seiltänzer“ bewiesen am Donnerstag im Linzer Posthof, dass sie sich in die Elite der heimischen Musiklandschaft hochgesungen haben.

Das Setting an diesem lauen Donnerstagabend auf der FrischLuft-Parkplatzstage im Linzer Posthof hätte schöner nicht sein können: vor dem Konzert Gastgarten im wieder aus dem Urlaub zurückbefindlichen Posthofbeisl, sowie zwei Acts, die hierzulande zwar unterschiedlicher kaum sein könnten, jedoch jeder für sich spannend waren. Etwas undankbar war der Slot der Wiener Alternative-Aufsteiger der Leftovers dann schon, mussten sie doch bereits um 19:30 den Abend eröffnen. Schade, denn wenn 20:00 als Beginnzeit auf den Tickets steht, dann ist das gewohnt pünktliche Linzer Publikum nämlich fast um die ganze Show der Leftovers umgefallen. Als „Underground-Geheimtipp aus Wien“ zählt das Quartett, wild, roh und ausdrucksstark sind Attribute, die ihre Musik beschreiben könnten. „Tokyo“, „Kinderzimmer“ und weitere Tracks begeistern uns samt der energiegeladenen Liveshow auch beim dritten Mal nach ihrem Abriss im Flex und dem Gastspiel am Rock im Dorf Festival. Übrigens so sehr, dass sie am 5.11. bei unserer Geburtstagsshow in der Linzer Stadtwerkstatt zu Gast sein werden. Kleiner Tipp: solltet ihr euch nicht entgehen lassen, wir kühlen schon mal das Bier ein!

Buntspecht: eintauchen und Genießen

Nicht mehr groß vorstellen muss man danach Buntsprecht. Bereits mit ihrem Debut „Großteils Kleinigkeiten“ haben sie ihren Platz in der heimischen Musiklandschaft für sich reklamiert, mit „Draußen im Kopf“ folgte 2019 der Nachfolger, bevor mit „Spring bevor du fällst“ ihr Drittling 2021 das Licht der Musikwelt erblickt hat. Songs wie „Unter den Masken“ – wohl unfreiwillig zur Hymne einer ganzen Generation geworden, weil bereits vor der Pandemie erschienen, „Der rote Pfau“, „Brennnesseln“, „Der Mann von nebenan“ und viele mehr haben Ohrwurmpotenzial und sind Beweis dafür, dass man auch mit einigermaßen vielen Akkorden überzeugen kann. „Paradies“ und „Kurzes Spiel“ vom aktuellen Album haben sich hier ebenso nahtlos eingefügt. Die Stimme von Frontmann Lukas Klein ist sowieso unverkennbar geblieben. Ein bemerkenswerter Kontrast war das Konzert auf der Frischluft-Stage im Posthof vor gut 500 begeisterten Zuschauern schon, haben wir die aktuelle Show der Jungs doch heuer erstmals auf der großen Stage am Southside-Festival gesehen. Auch wenn große Bühnen schön sind – im Verhältnis kleinere Settings wie das Konzert am Donnerstag sind bei Buntspecht-Livegigs dann doch nochmal das Sahnehäubchen auf dem Erdbeereis. 90 Minuten Setzeit tun dem Schaffen von Buntspecht nämlich mehr als gut und lassen auch die Zeit, den Instrumenten mal freien Lauf zu lassen. Logische Folge: man taucht noch tiefer in das Buntspecht’sche Schaffen ein, und möchte eigentlich auch nie mehr auftauchen. Ein großartiges Konzert einer Combo, die sich musikalisch nicht nur ins Herz der 500 Besucher gespielt hat!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.