Anastasia: Das Musical im Musiktheater Linz
Die neue Erzählung des Zeichentrick-Films mit musikalischen Highlights und einer Geschichte, die inhaltsreicher und erwachsener auf die große Bühne gebracht wird.
Die russische Zarenfamilie wird 1917 umgebracht und die Bolschewiki übernehmen das Land. Jahre später wird auf den Straßen von St. Petersburg erzählt, dass die jüngste Tochter Anastasia dem Mord entkommen sei. Die Zarenmutter, die bereits in Paris wohnt, spricht eine Belohnung für Anastasias Auffinden aus. Daraufhin plant das Ganoven-Duo Dimitri und Wlad, der Zarenmutter eine sehr gute Kopie nach Paris zu bringen um das Geld einzustreichen. Dabei laufen sie Anja über den Weg, eine Straßenkehrerin, die ihr Gedächtnis verloren hat. Sie weiß jedoch, dass sie Antworten in Paris finden würde. So beginnt ihre gemeinsame Reise nach Paris, auf dem sie einige Höhen und Tiefen erleben. Das Geld geht ihnen aus, die Zarenmutter will Anja nicht sehen und der Kommissar Gleb ist ihnen dicht auf den Fersen.
Die Besetzung
Vorab: Das Musical ist für mich ein Must-See im Linzer Musiktheater! Die Inszenierung ist klug, die Besetzung top und der gesamte Abend eine Abfolge von Highlights. Hanna Kastner strahlt als Anja/ Anastasia, Daniela Dett hat eine Aura wie keine andere auf der Bühne als Zarenmutter und Nikolaj Alexander Brucker überzeugt als sympathischer Bösewicht Gleb mit Stimmgewalt. Dimitri und Wlad sind ein perfekt eingespieltes Duo und Judith Jandl als Lily überzeugt mit komödiantischen Timing und sprüht voller Lebenslust.
Das Musical Anastasia erzählt die Geschichte neu
Als Fan des Films war es für mich zuerst etwas schwierig, meine Lieblingslieder mit neuen Texten zu hören und die Geschichte neu erzählt zu bekommen. Die Geschichte ist aber, genauso wie wir als Publikum, erwachsen geworden und brauchte den realitätsnahen Ton. Wo zuerst der Bösewicht Rasputin für Ärger sorgt, ist es nun der bolschewistische Kommissar Gleb, der die Protagonisten jagt. Somit wurde die Spielhandlung in die Wirklichkeit versetzt und wunderschöne neue Themen geschaffen. Wir treffen Straßenfegerinnen und Huren auf den kalten Straßen Russlands, die emigrierte russische Elite in den Clubs Frankreichs und eine neu erzählte Liebesgeschichte, die offen lässt wer Anja nun wirklich ist.
Die Umsetzung
Als Zuschauer wird man sofort in die Geschichte transportiert. Die enge Beziehung zwischen Anastasia und der Zarenmutter eröffnet das Musical. Kurz darauf: Der Sturm auf den Palast, der die Ballszene unterbricht. Ein Kampf ohne sichtbaren Gegner, aber in der Umsetzung fiebert man trotzdem mit. 10 Jahre später trifft man Anja und das Leid auf den Straßen Russlands sowie Gleb, der von Anfang an eine Schwäche für Anja hat. Für mich als Zuschauer entsteht so direkt eine Zerrissenheit, ob ich Gleb nun mögen oder hassen soll. Die Umsetzung schafft es, mich völlig in die Materie zu ziehen. Ich bin die emigrierte russische Elite, die gerade im Theater sitzt und das Treiben beobachtet. Das muss auch meine Lieblingsszene sein. Bei der Party im Pariser Club wäre ich am liebsten vom Sitz direkt auf die Bühne gesprungen um mitzufeiern. Das gesamte Ensemble strahlt bei dieser Show im Musiktheater Linz und ich als Neu-Linzerin mit hohen Erwartungen und wenig Begeisterung für Contemporary fühle mich endlich abgeholt.
Mein Fazit
Wie schon zuvor angekündigt, bin ich ein Fan von Anastasia im Linzer Musiktheater. Gesamt finde ich das Stück fantastisch umgesetzt. Einzig die Ballettszene sollte man nun wirklich den Balletttänzern überlassen. Die Solistin hat ihre Rolle leider nicht sehr grazil umgesetzt. Abgesehen davon hat mich der Abend in eine neue Welt von Anastasia transportiert, die mich zwar anfangs etwas irritiert hat, aber nach kurzer Zeit begeisterte. Gratulation an alle Mitwirkenden: die Solist*innen, das Ensemble, das Orchester und an die gesamte Besatzung des Linzer Landestheaters. Mein Fazit: definitiv sehenswert.