Shonen Knife: Arigato!

Vierzig Jahre auf dem Buckel und kein bisschen leise – die japanische weibliche Antwort auf Punkrock gastierte am vergangenen Donnerstag vor gut 150 beeindruckten Gästen in der Linzer KAPU.

Zugegeben: das Konzert von Shonen Knife am vergangenen Donnerstagabend entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Immerhin gabs da in der KAPU ja anno dazumal ein Konzert einer damals noch relativ unbekannten Grunge-Band aus Seattle, das danach zur wohl bekanntesten Linzer Urban Legend geworden ist. Oder, wie wir zu sagen pflegen: schon geil, dass damals sicher 10000 Leute Nirvana in der KAPU gesehen haben, wenn man den vielen Anekdoten trauen darf. Die genaue Zahl an anwesendem Publikum war jedenfalls weit, weit im zweistelligen Bereich, damals an diesem 20. November 1989, einem Montag. Der Autor dieser Zeilen war damals grade ein halbes Jahr alt. Was hat das dann alles mit Shonen Knife, dem japanischen Punkrock-Export zu tun?

Von Candy Rock und Blitzkrieg Pop

Nun, zum Einen war der Frontmann der damals noch recht unbekannten Grunge-Band aus Seattle einer derjenigen, der Shonen Knife kennen und lieben lernte. Gemeinsame Touren zeugen davon, und wenn man zu Nevermind mit Nirvana getourt hat, dann hat man als Band schon vieles, vieles richtig gemacht. Wenn man danach immer noch mit Nirvana-Membern befreundet ist, umso mehr. Die beiden Schwestern Naoko und Atsuko Yamano, die Shonen Knife auch vier Jahrzehnte nach der Gründung 1981 noch am Leben halten, haben nichts an Bühnenpräsenz eingebüßt, wie die knapp 150 erschienenen Personen in der Linzer KAPU am Donnerstag erleben durften.

Zwischen Punk und „Candy Rock“, wie ihr 2003 erschienenes Album heißt, heizen sie dem Publikum ein. Mit einem aufrichtigen „Arigato“ dazwischen werden Oden an die Süßigkeiten geträllert, wie „Sweet Candy Power“ oder „Buttercup“. Aber auch dann, wenn Shonen Knife mit einigen Klischees spielen: ernsthafter Hintergrund ist hier inklusive, denn politisch sind Shonen Knife klarer- und dankenswerterweise dann doch auch. Auch ein Blitzkrieg-Pop-Cover am Ende macht hier mehr als Spaß, und ein Donnerstagabend, der mehr als Spaß gemacht hat. Arigato, Shonen Knife!

Fotos: Andreas Wörister, Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.