Die gestohlene Zukunft im Theater Drachengasse
Foto: Barbara Pálffy

Die gestohlene Zukunft

Zur 15. Ausgabe des Nachwuchswettbewerbs im Theater Drachengasse wurden 53 Projekte eingereicht. Der Abend bietet nicht nur die vier finalen Projekte von je 20 Minuten, sondern auch eine Menge Abwechslung an. Das diesjährige Thema des Wettbewerbs ist die Zukunft und wie oder ob diese noch gestaltbar ist.

Warum wurden wir in dieser lächerlich schönen Welt geboren und nicht in einer anderen?

Drei Dichter*innen, ein Unwetter, ein U-Boot von Amazon und eine Menge Fragezeichen. Chaotisch wie der Sturm über den Köpfen waren die Szenenwechsel, gewollt? Hin und wieder wurde man stark von den Lichtern der Bühne geblendet, ungewollt? Insgesamt musste man gut hinhören, um durch das Labyrinth der gesprochenen Texte den versteckten Bedeutungen folgen zu können.

Titanic oder wie tief kann man sinken

Gestern Abend war ich wieder unendlich dankbar für die grandiose Titanic und den fast noch grandioseren Kitsch von einem Film. So lustig und so einfach war das Kentern der Titanic noch nie. Einfach nur deshalb, weil Jack und Rose und alle Eisschollen von ein und derselben Person gespielt wurden. Durch den Ortswechsel der Szenen, von der Bühne zur Bar am anderen Ende des Raumes, blieb man körperlich voll gefordert, aber das Lachen definitiv nicht im Hals stecken. Toll!

anti.aging.apfel

Die brillante CEO Ilona Masc for Mascara und ihre Assistenz Shamini Shamhaar-Schmidtke retten den Planeten durch ihre neuste Erfindung zur ewigen Verjüngung, die sich als Mikrowelle, beziehungsweise Zeitmaschine entpuppt. Mit ikonischen Popculture-Refrences und einer Menge Make-up überzeugt das Projekt. Als Bestätigung gibts nach den viel zu kurzen 20 Minuten tosenden Applaus. Das Spektakel war mehr als ausgereift und triefte nur so vor genderfluidem Fun, nur wegen diesem Stück allein würde ich mir stark überlegen, die gestohlene Zukunft nochmals in Angriff zu nehmen.

ZU KÜSTEN oder: Wir standen uns die Beine in den Arsch

Eine Gruppe junger Frauen, wo ist eigentlich egal. Was nicht egal ist, wie clean und gleichzeitig rau sie wirken, sie schienen sich fast ineinander zu spiegeln. So synchron, so glatt gestriegelt, so imposant beleuchtet war definitiv keines der vorherigen Projekte. Hätte ich das Stück zwar nicht als viertes Spektakel des Abends gereiht, so steht es doch in meiner persönlichen Liste nicht an letzter Stelle.


Die gestohlene Zukunft ist in der Drachengasse in Wien am 22., 24., 25., 30., 31. Mai, 1.-3., 6. und 7. Juni 2023 um 20 Uhr zu sehen. Es werden ein Publikumspreis und ein Jurypreis vergeben. Die Bekanntgabe der Preisträger*innen erfolgt am 7. Juni 2023 im Anschluss an die letzte Vorstellung.

www.drachengasse.at