Foto: Andreas Wörister

Josh.: Fanservice

Der Wiener Josh. hat sich in den letzten Jahren zur fixen Größe der österreichischen Musiklandschaft entwickelt. Bei ausverkauftem großen Saal im Posthof begeisterte er am Mittwochabend im Rahmen seiner Album-Release-Tour für das neue Album „Reparatur“. Support kam von Holza.

Das Wetter wird nun immer herbstlichter, es ist also wieder Zeit für die Indoor-Konzerte. So auch beim Posthof, wo der Kalender von Woche zu Woche dichter wird. Finden wir schön. Aber wohl nicht nur wir, den an diesem Abend war der Saal bis zum letzten Platz gefüllt, restlos ausverkauft.

Holza: Solider Auftakt

Den Abend um gut halb acht eröffnet hat dann aber Holza. Kleiner und junger Nachwuchskünstler, dem einen oder anderen bekannt durch Starmania 2022, der am 27. Oktober mit „Kummowa“ sein Debüt-Album veröffentlicht. Die im Dialekt gesungenen Lieder dürften mit Folkshilfe ein Vorbild haben, erinnert der schwungvolle und liebliche Sound doch sehr an das mögliche große Vorbild. Die Texte sehr alltagsnahe. Mal geht es um die große Liebe, mal den Grant im Alltag und auf Wien oder auch mal ums Faulsein. Mal näher am Singer&Songwriter, dann mal wieder Reggae, mal Einflüsse von Bilderbuch. Keine Neuerfindung des Rades aber in Kombination mit einem launigen Sommerabend und Lagerfeuer eigentlich ein wunderbarer Sound. Da fällt es einem schon schwer nicht zumindest mit dem Kopf mitzuwippen. Hat was und geht gut ins Ohr. Das Publikum bis auf ein paar blöde Meldungen soweit auch zufrieden und spätestens der Wien-Scherz hat viele Sympathiepunkte gebracht. Man darf gespannt sein, wie das dann am fertigen Album klingt. Solider Auftakt.

Josh.: Fans sind zufrieden

Dann aber um halb neun der Act, auf den hier alle im restlos ausverkauften Posthof warten, Josh.. Ein sehr diverses Publikum aller Altersgruppen, von zehn bis 80. Der Wiener ist mittlerweile eine fixe Größe des österreichischen Pops. Bekannt geworden 2018 mit dem Song „Cordula Grün“, füllt er bei uns mittlerweile auch große Räume, auch regelmäßig im Posthof.

Wie er sich zu inszenieren hat, weiß er auf jeden Fall. Riesiger Schriftzug auf der Bühne und das Konzert wird mit dem Fall des Transparentes eröffnet, kurz danach folgt schon das Konfetti aus den Kanonen. Eine durchaus pompöse Inszenierung also, da wurde sich also Gedanken gemacht. Generell muss man sagen, das war eine gute Inszenierung. Die große Begleitband, schön auf der Bühne platziert, machte einen ausgezeichneten Job. Die Setlist mit 23 Liedern umfangreich und auch zwischen Songs des neuen Albums „Reparatur“ und Klassikern wie „Cordula Grün“ oder „Vielleicht“ abwechslungsreich zusammengestellt. Auch Josh. an sich kann man in Bezug auf die Live-Performance und die musikalische Leistung nichts vorwerfen, da hat jeder Ton gesessen. Das Publikum war textsicher und hochmotiviert, inklusive Pappschildern. Schon lange auf einem Konzert nicht mehr so ein Commitment von den Besuchern gesehen, Hut ab dafür. Sogar einen Ausflug von Josh ins Publikum gabs dann am Ende noch. Klingt alles nach einem perfekten Gig für jeden und jede.

Kein Gig für jedermann

Jetzt aber das große Aber. Der gesamte Auftritt war am Ende dann Fanservice, wer bisher nicht Josh.-Fan war, bisher weder die Musik noch die Live-Show gemocht hat, wird auch nach diesem Abend keiner sein. Ein Konzert für Fans, nicht mehr, nicht weniger. Die Show wirkt für Menschen, die wenig bis gar nicht auf Konzerte gehen, sehr spektakulär, war sie aber dann im Vergleich zu anderen Shows auch nicht, war keine „Phoenix-Show“ wie am LIDO Sounds heuer. Die Songs sauber runtergespielt, aber jetzt auch keine Abwechslung zur Studioversion. Das ist alles nicht schlimm, aber eben zu wenig, um neue Fans zu gewinnen und das Konzert aus der Masse herauszuheben. Hat natürlich aber keinen Fan im Saal gestört, sollte es auch nicht, die haben alles bekommen was sie wollten und haben sich mit einem Lächeln auf den Heimweg gemacht.

Zusammenfassend kann man also sagen. Fans waren und sind nach diesem Abend glücklich, alle anderen bleiben lieber zu Hause.

Fotos: Andreas Wörister

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber