Das Licht auf der Piazza
1953. Clara ist mit ihrer Mutter auf Urlaub in Florenz. Wenige Momente nach ihrer Ankunft verliebt sich Clara in den Florentiner Fabrizio. Beide spüren die Liebe auf den ersten Blick. Eine typische Liebesgeschichte für ein Musical. Diesmal ist etwas jedoch anders, denn Clara hat eine geistige Behinderung.
Das Licht auf der Piazza in der Blackbox des Landestheater Linz erzählt die Geschichte von junger Liebe mit Hindernissen. Nur acht Darsteller:innen und zwei Statist:innen sind bei der Produktion beteiligt. Das kleine Orchester inklusive Harfe „Il mondo era vuoto“ sitzt fürs Publikum sichtbar auf der Bühne und begleitet die Darsteller:innen.
Die Handlung
Im Sommer 1953 kommen Clara Johnson und ihre Mutter Margaret Johnson im malerischen Florenz an. Durch einen verhängnisvollen Windstoß wirbelt Claras Hut davon und wird vom jungen Florentiner Fabrizio gefangen. Für beide ist es die Liebe auf den ersten Blick. Fabrizio gibt in den nächsten Tagen alles, um Clara besser kennenzulernen. Er ist Hals über Kopf verliebt und sogar seine Familie hilft dabei, dass die beiden ein Paar werden. Claras Mutter Margret versucht der Familie zu erklären, dass Clara anders ist, scheitert aber an jedem Versuch.
Das Stück begleitet nicht nur Claras und Fabrizios Liebesgeschichte, sondern auch die der weiteren Charaktere. Wir lernen Fabrizios untreuen Bruder kennen und seine verletzte Frau Franca, die ihren Weg zurück in eine gesunde Ehe finden müssen. Margret Johnson erkennt im Laufe der Geschichte, dass ihre Ehe vorbei ist. Und die Eltern Signor Naccarelli und Signora Naccarelli versuchen das Chaos ihrer Kinder und ihr eigenes zusammenzuhalten.
Die Darsteller:innen
Wie gewohnt bringen die Darsteller:innen des Landestheaters eine Meisterleistung auf die Bühne. Lobend muss vor allem erwähnt werden, dass die italienischen Akzente und Wörter (für mich als Laien) perfekt umgesetzt und ausgesprochen werden. Das Stück zeigt vor allem die Wandelbarkeit und Vielseitigkeit der Darsteller:innen. Valerie Luksch überzeugt mit einer Jugendlichkeit als Clara Johnson auf der Bühne und Sarah Schütz zeigt die innere Zerrissenheit einer Mutter mit Bravour. Max Niemeyer agiert so überzeugend als italienischer Papa, dass ich manchmal vergesse, dass er Niemeyer und nicht Naccarelli mit Nachnamen heißt.
Die ganze Wahrheit
Obwohl das Ensemble und das Orchester des Landestheaters eine Glanzleistung auf die Bühne bringen, bin ich kein Fan des Musicals. Ich finde die Charaktere und ihre Handlungen oft unrund. Die mentale Krankheit und das Thema vom Leben mit einer mentalen Krankheit könnte viel besser angesprochen werden. Die Musik erinnert mich zu sehr an eine Oper statt an ein Musical, obwohl der Komponist zwei Tony Awards dafür bekommen hat. Für mich hört sich jeder Song gleich an, die „aaaahhs“ der Sänger:innen langweilen mich und ich warte vergebens auf einen Ohrwurm. Auch das Bühnenbild finde ich nicht gelungen. Ich fühle mich als Zuschauerin nicht so, als würde ich in Florenz sitzen. Der braune Aufbau in der Mitte, der eine italienische Marmorstatue darstellen soll, ist mir persönlich zu abstrakt und ein bisschen zu sehr Mittel zum Zweck. Ich bin außerdem verwirrt, dass im zweiten Akt das Stilmittel des Durchbrechens der vierten Wand wirklich oft verwendet wird. Für mich wirkt das wiedermal unrund, und so als ob es für das Buch zu schwierig gewesen wäre, die Geschichte im Dialog zu erzählen.
Ich schreibe und spreche oft darüber, dass ich es schade finde, dass so wenig diverses Publikum ins Theater geht. Bei „Das Licht auf der Piazza“ wundert mich der Altersdurchschnitt im Publikum von etwa 60 Jahren nicht. Für mich ist das Musical im Jahr 2024 einfach nicht mehr relevant. Ich bin ein großer Fan von Musicals, das bedeutet aber nicht, dass mir alles gefallen muss. „Das Licht auf der Piazza“ trifft einfach nicht meinen Geschmack und das ist okay. Ich finde, dass das Landestheater oft eine gute Mischung an Stücken für ein breites Publikum auf die Bühne bringt. Umso überraschter bin ich von der Entscheidung, dieses Musical umzusetzen.
Fazit
Auch wenn ich kein Fan vom Musical bin, hat es dem Publikum um mich gefallen. Ich habe viele begeisterte Stimmen wahrgenommen. Wenn du ein Fan von Oper und Musical bist, dann ist das Stück wahrscheinlich perfekt für dich. In der Blackbox fühlt sich die Show außerdem etwas näher und persönlicher an, als im großen Saal, was auch ein schönes Erlebnis ist. Die tollen Stimmen und schauspielerische Leistung der Darsteller:innen strahlen durchwegs und die Harfenklänge im Orchester sind eine schöne Abwechslung zu anderen Stücken. Für mich leider nix, heißt nicht, dass das Stück schlecht ist. Es hat einfach meinen persönlichen Geschmack nicht getroffen. Schau’s dir an und überzeuge dich selbst!
Das Musical spiel noch bis 29. Mai im Landestheater Linz. Hier gehts zur Website.