Die Fledermaus
Foto: Lisa Tatzber

Die Fledermaus – Der Champagner war an allem schuld

Zum 20-jährigen Jubiläum des Schlossfestivals Wilfersdorf begeistert die Inszenierung von Johann Strauss‘ Klassiker „Die Fledermaus“. Intrigen, Verwechslungen sowie Tanzeinlagen auf Prinz Orlofskys Ball, der eher einer wilden Party gleicht, sorgen in der einzigartigen Atmosphäre des Schlosses für einen unvergesslichen Abend.

In der Operette „Die Fledermaus“ wird einander belogen, betrogen und schließlich dem Alkohol die Schuld an allem gegeben – „Glücklich ist, wer vergisst“. Gabriel von Eisenstein wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, der er allerdings zunächst durch den Besuch des Balles von Prinz Orlofsky entgeht. Dort trifft er auf alte Bekannte, darunter auch seine Frau Rosalinde, die sich als mysteriöse, unbekannte Sängerin tarnt. Verkleidungen, Verwechslungen und unerwartete Wendungen halten die Gäste auf Trab, während sie sich in einem Strudel aus Musik und Champagner verfangen. Dr. Falke, ein Freund Eisensteins, orchestriert diese Verwirrung als Rache für eine frühere Demütigung. Am Ende folgen Enthüllungen, alle Missverständnisse klären sich auf, und die Charaktere feiern fröhlich das Leben. Schließlich ist der Champagner an allem Schuld.

Die Wilfersdorfer Inszenierung

Das Schlossfestival Wilfersdorf präsentiert „Die Fledermaus“ in einer außergewöhnlichen Inszenierung. Mit dem richtigen Maß an Komödiantik wird der Operette ein neuer, moderner Anstrich verliehen. Regisseur Alexander Kuchinka bezeichnet „Die Fledermaus“ dabei als „Stück, in dem alles drin ist, obwohl es um nichts geht“.

Das Punschkrapfen-Ballett auf dem Ball von Prinz Orlofsky
Punschkrapfen-Ballett

Deutlich wird dies auch bei der Inszenierung von Prinz Orlofskys Ball. Dieser wird in die heutige Zeit versetzt und ähnelt im Kleidungsstil der Gäste fast jenem des Opernballes. Die gewählten Kostüme unterstreichen diesen Charakter. Beim Ball wird zudem auch der Balkon des Schlosses in Szene gesetzt, auf welchem vor allem der russische Prinz zu sehen ist. Durch dessen Handlungen wird die Feierlaune noch weiter verdeutlicht. Diese zeigt sich auch im Verhalten der Ballgäste, die auf Aufforderung, das Ballett zu bringen, zu „Weil ich heut schon so b‘soffen bin, dass ich für alles offen bin.“ tanzen. Anschließend kommt das richtige Ballett – definitiv ein Highlight des Abends. Denn es handelt sich um als überdimensionale Punschkrapfen verkleidete Tänzer, die mit ihrer Choreografie für ein erheitertes Publikum sorgen.

Frosch wird Frau Storch

Frau Storch hängt Hut ins Nichts

Eine der deutlichsten Änderungen wurde im dritten Akt vorgenommen. Im Gefängnis wird Gefängniswärter Frosch durch Gefängnisputzkraft Frau Storch ersetzt. „Der Storch hat den Frosch gefressen.“ Dieser Charakter sorgt dabei für einen Witz nach dem anderen. Das ist wohl auch jener Teil des Abends, der im Publikum für die meisten Lacher sorgt. Besonders staunend wird das Publikum zurückgelassen, als es Frau Storch – nach mehrmaligen fehlgeschlagenen Versuchen – gelingt, einen Hut im „Nichts“ aufzuhängen. Nicht wenige Zuschauer suchen nach der Vorstellung nach dem Grund, wieso der Hut letztlich hängengeblieben ist.

Champagnerflasche vor dem Schloss

Das Stück endet mit knallendem Champagnerkorken
Ende mit knallendem Champagnerkorken

Außerdem fällt die minimalistische Bühnenbildgestaltung ins Auge. Regisseur Kuchinka setzt dabei auf eine auf das Wesentliche reduzierte Szenerie, in der einzig eine Champagnerflasche als zentraler Blickfang fungiert. Dieses symbolträchtige Requisit verleiht der Bühne eine doppelte Bedeutung, indem es gleichzeitig das Wohnzimmer und das Gefängnis darstellt. Wer auf Details achtet, erkennt sogar den Schriftzug, der die Flasche ziert: „Hofkellerei Liechtenstein F. L. Premier Brut“. Zudem sorgt der Korken der Flasche am Ende des Stückes für eine Überraschung, da er knallt. Die besondere Atmosphäre des Liechtenstein-Schlosses, stimmungsvoll beleuchtet, verstärkt die Wirkung dieser künstlerischen Reduktion und macht das Schlossfestival Wilfersdorf 2024 zu einem besonderen Erlebnis.

Einzigartiges Zusammenspiel

Das diesjährige Schlossfestival begeistert allerdings nicht nur durch die eindrucksvolle Kulisse sowie die Atmosphäre im Hof des Liechtenstein-Schlosses, sondern auch durch eine herausragende Besetzung. Auch in diesem Jahr spielen Bühnenprofis Seite an Seite mit lokalen Darsteller:innen, die das Stück im Ensemble bereichern.

In der Rolle des gewitzten Notars Dr. Falke, der sich an seinem Freund rächen will, glänzt Richard Klein. Das Ziel seines raffinierten Streiches bildet Gabriel von Eisenstein, gespielt von Markus Pol. Dessen Frau Rosalinde wird von Nadja Plattner dargestellt. Ihr Kammermädchen Adele wird von Johanna Kräuter verkörpert, während Stefan Bleiberschnig als Rosalindes Liebhaber Alfred überzeugt. Daniel Große Boymann übernimmt die Rolle des Gefängnisdirektors Frank, und Roman Straka verleiht dem exzentrischen Prinz Orlofsky Leben. Der schusselige Advokat Dr. Blind wird von Alexander Kuchinka gespielt, während Hannah Toriser als Ida und Eveline Schloffer als Frau Storch das Publikum überzeugen.

Täglich wechselnde Stargäste als Überraschung - bei der Premiere: Lissi & Herr Timpe
Stargäste: Lissi & Herr Timpe

Die Mischung aus erfahrenen Bühnenprofis und talentierten lokalen Darsteller:innen sorgt für ein einzigartiges Operettenerlebnis, das die Zuschauer:innen in den Bann zieht und die besondere Atmosphäre des Schlossfestivals Wilfersdorf erneut unter Beweis stellt. Für ein besonderes Highlight sorgen in diesem Jahr täglich wechselnde Stargäste, die beim Ball des Prinzen Orlofsky auftreten. Bei der Premiere waren „Lissi & Herr Timpe“ zu Gast. Bei den weiteren Vorstellungen folgten Caroline Athanasiadis, Kristina Sprenger, Reinhard Reiskopf, Katharina Dorian, Werner Auer und Christoph Wagner-Trenkwitz.

Fazit

Die einzigartige Kulisse vor dem beleuchteten Liechtenstein Schloss Wilfersdorf
Einzigartige Kulisse

Ein absolut gelungener Operettenabend vor eindrucksvoller Kulisse. Die Freiluftaufführung der Operette „Die Fledermaus“ vor dem Liechtenstein-Schloss Wilfersdorf war ein echtes Highlight. In dieser beeindruckenden Kulisse kamen die mitreißende Musik von Johann Strauss und die humorvolle Handlung perfekt zur Geltung. Die Darsteller:innen überzeugten mit starken Stimmen und charmantem Spiel, unterstützt von einem wundervollen Orchester, das die schwungvollen Melodien gekonnt darbot. Die Mischung aus Komödiantik und musikalischer Qualität ist es, was das Schlossfestival Wilfersdorf Jahr für Jahr nun bereits seit 20 Jahren ausmacht. Es ist das kulturelle Highlight des Jahres und wird durch die enge Kooperation der Markgemeinde Wilfersdorf, des Kultur- und Tourismusvereins Liechtenstein Schloss Wilfersdorf sowie des Musikvereins Wilfersdorf und Umgebung ermöglicht.

Deshalb bereits jetzt ein Kulturtipp für nächstes Jahr, wenn vor dem Liechtenstein Schloss Wilfersdorf wieder Operette gespielt wird. Das Schlossfestival 2025 steht im Zeichen des Stückes „Die polnische Hochzeit“.

Konzertbegeisterte Hobbyfotografin & Wirtschaftsstudentin mit Liebe zum Journalismus - mit dem Ziel, einzigartige Momente festzuhalten