Kreuzverhör in der Papierfabrik
Österreich hat endlich ein Varieté-Theater! Marc und Seraina Dorffner haben diese Kunstform nach ihrem Artistik-Studium im Ausland nach Hause geholt. Dafür wurde die Papierfabrik umgebaut und in ein immersives Theater verwandelt. Wir durften bei ihrer bereits fünften Eigenproduktion im Publikum sitzen und beim „Kreuzverhör“ miträtseln und staunen.
Bereits beim Betreten der Papierfabrik werden wir als Publikum mitten ins Geschehen geworfen. Vor der Location steht ein Auto, das mit Polizeiband abgesperrt ist und an der Bar begrüßen uns Polizist:innen. Beim Einlass werden wir von den Kommissaren selbst kontrolliert, und sogar das Ticket gleicht eher einer Ladung statt einer Einladung.
Die Handlung
Kreuzverhör erzählt die spannende Geschichte zweier exzentrischer Inspektoren, die einen cleveren Verbrecher jagen. Ihre Nachforschungen führen sie durch eine bunte Welt der Artistik und Magie, wobei sie ständig in skurrile und witzige Situationen geraten. Freund und Feind sind schwer zu unterscheiden, und das Misstrauen wächst, bis sie sogar die Loyalität des anderen infrage stellen. Ist der/die Täter:in vielleicht viel näher als sie denken – möglicherweise mitten im Publikum? „Kreuzverhör“ verwebt geschickt Spannung und Humor und lädt das Publikum ein, aktiv am Rätsel teilzunehmen. Macht euch bereit für eine fesselnde Geschichte mit unerwarteten Wendungen.
Das erwartet dich
Die skurrile Geschichte um den Diebstahl einer kostbaren Kette verbindet geschickt die Talente der Artist:innen. Nach einem kurzen Handlungsstrang zeigt uns immer wieder ein:e Künstler:in ihr Talent. Das Publikum erwartet dabei Tanz, Seilspringen, Aerial Hoop, Akrobatik, Trapezkunst, ein Mentalist und vieles mehr. Die beiden Residents Marc und Seraina Dorffner haben dafür Artist:innen aus dem Ausland nach Österreich gebracht, um uns zu entertainen. Natürlich zeigen uns aber auch die beiden, was sie während ihres Studiums und ihren zahlreichen Jobs gelernt haben.
Wer kommt zum Kreuzverhör?
Obgleich der Name „Varieté“ den Durchschnitts-Ösi etwas abschrecken könnte, keine Angst – der verruchte Ruf ist nicht Programm. Wer Fan ist von der bekannten Fernseh-Show „Das Supertalent“, kann hier live dabei sein. Obwohl bei der Premiere einige Hoppalas passiert sind, ist vor allem die Handstand-Nummer auf Cranes wahrlich beeindruckend. Mit ein bisschen mehr Übung und weniger Nervosität lassen sich die kleinen Missgeschicke auch bestimmt noch wegtrainieren. Auch der Techniker darf noch ein bisschen üben, trotzdem hat man zum Glück die beiden Schauspieler auch ohne Mikro gut verstanden – top, dass sich hier niemand verwirren hat lassen. Meinen Humor hat das Stück leider nicht so ganz getroffen, wobei ich bei dem urwitzigen Polizeiwagen dann doch lachen musste. Und wer’s freurig mag, bekommt in der Pause sogar noch eine Pyro-Show.
Fazit
Die Geschichte ist eher Mittel zum Zweck, fügt aber trotzdem die Talente der einzelnen Artist:innen gut in einem Erzählstrang zusammen. Auch das Bühnenbild ist mit einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln gut und nachhaltig gestaltet. Die Mitwirkenden haben sich große Mühe gegeben und viel Engagement gezeigt. Es ist schön, dass jeder zeigen kann, was er/sie kann und mit so viel Leidenschaft dabei ist. Obwohl das Theater verspricht, auch das Publikum mit einzubeziehen, wurden leider nur zwei Personen wirklich mit einbezogen. Das ist ein Punkt, der für mich definitiv noch ausbaubar ist. Am Ende und immer wieder zwischendurch gab es großen Applaus vom begeisterten Publikum in Klein-Neusiedel. Ob das Varieté auch im benachbarten Wien so gut ankommen würde, sei dahingestellt. Dafür braucht es für mich noch etwas mehr Zeitgeist, Wow-Faktor und gedanklichen Glitzer.
Die Show läuft noch bis 8. September 2024. Tickets gibts auf der offiziellen Webseite zu kaufen.