Anda Morts: Linzer Schule in der KAPU
Was soll man machen, wenn man in seiner Heimatstadt ein Konzert ausverkauft? Richtig, einfach zwei machen: Anda Morts bewies am vergangenen Wochenende in der KAPU Ausdauer und spielte gleich zwei Konzerte. Jeweils mit hochkarätigem Support.
Zugegeben: Wir haben zwar geglaubt, dass man von Anda Morts sehr viel hören wird. Aber dass der Linzer Artist, der seinen musikalischen Ursprung mitunter in der Linzer Damen- und Herrenstraße hat, derart durch die Decke gehen wird, hat uns dann überrascht. Aber irgendwo doch auch wieder nicht, denn Anda Morts kreiert seine ganz besondere Variante der Musik. Eine ganz besondere Mischung zwischen Indie und Punk, angesiedelt zwischen Wütend, Nikotin und Adidas für Mama. Aber der Reihe nach: am vergangenen Wochenende spielte er zwei restlos ausverkaufte Shows in der Linzer KAPU. Als Nachholtermine für November. wo Herr Morts krankheitsbedingt leider passen musste. Wir waren am Samstag, dem zweiten Abend dabei, nachdem am Freitag neben Anda Morts mit Salami Recorder und Die Partie ebenfalls zwei Supports zu Gast waren.
Apropos Die Partie: Anda Morts schien an diesen Abenden nach Live-Stunden bezahlt zu werden, ist er doch auch als Drummer von Die Partie aktiv. Die sind eine weitere Formation aus dem umtriebigen Umfeld junger Artists, die sich in den letzten Jahren aufgemacht haben, den Linzer Untergrund ein bisschen neu zu definieren. Zak!, Aist Connexion, Djaro & die anonymen Melancholiker, Gruppensex und viele mehr lassen an dieser Stelle sicher herzlich grüßen. Die Partie musste, oder durfte in der KAPU gleich zwei Mal ran. „Weil irgendwas auf den Tickets gestanden ist, oder so“, wie sie meinen. Stilistisch schlagen Die Partie in eine ähnliche Kerbe wie Anda Morts, singen von mehr oder weniger guten Tabakerzeugnissen wie Ernte 23, Sommerloch, Nackt Sein und anderen Beziehungsweisen. Eine umtriebige Band, die man auf den Linzer Bühnen schon einige Male gesehen hat. Und hoffentlich noch öfters sehen wird.
Danach: Stilbruch. Hip-Hop war angesagt, auf Französisch. Die bereits erwähnten Aist Connexion hatten sich ebenfalls angesagt. Einer der wenigen Gründe, fehlenden Französischstunden zur Gymnasialzeit nachzutrauern. Aber nicht nur für Frankophone und -phile einen Abstecher wert. Politisch, antifaschistisch, für den Donaustrand und Vagabunden. So könnte man Aist Connexion kurz zusammenfassen. An diesem Abend doch ein stilistischer, wenngleich nicht dramaturgischer Bruch – und ein weiteres Beispiel für junge musikalische Vielseitigkeit in dieser immer noch manchmal tristen Stadt.
Danach: wieder Stilbruch. Und was für einer Topsy Turvy waren. Das Trio aus Wien ließ nicht nur uns beeindruckt zurück. „Schockverliebt“, wie es eine Konzertbesucherin ausdrückte. Topsy Turvy sind nämlich schwer zu beschreiben. Das Trio stammt aus Wien, wechselt die Instrumente während dem Gig durch wie Andere ihre Kleidung, und hat mit Butt Sore ein Album im Gepäck, dass mehr als nur ein Kleinod ist. Indie, Pop, Melodisch, danach wieder in die Gehörgänge hämmernd. Irgendwo zwischen Dum Dum Girls und Dives, immer mit einer gehörigen Prise Humor. So muss das sein – und wohl bald wieder in Linz zu sehen!
Etwas spätere Stunde war es dann bereits, als Anda Morts selbst die Bühne betrat. Nachdem der Konzertsaal zur Erholung aller nochmals geräumt wurde. Soundcheck auf der einen Seite, Biernachschub auf der anderen. Und auch wenn es Mitternacht war, ist der KAPU-Saal noch immer bummvoll an diesem Abend. Kein Wunder – denn Anda Morts schafft den Spagat, sowohl alte Unterground-Haudegen als auch KAPU-Neulinge unter einen Konzerthut zu bringen. Manche reisen da auch aus dem Umland an und freuen sich über gekühlten Freistädter-Hopfensaft in verschiedenen Facetten.
Müde ist Anda Morts keineswegs, auch wenn er in den letzten paar Jahren exzessiv unterwegs war und einen ebensolchen musikalischen Output hatte. Viele Songs entstehen im Schlafzimmer und werden von dort aus in die Musikwelt eingebracht. Was auffällt: Anda Morts trifft den sprichwörtlichen Zahn der Zeit. Auch Vorboten auf das kommende Album (endlich!) gibt es zu hören, und natürlich gehts auch da um Topics wie Nikotin. Eh klar, wenn der Filter quasi schon fertig ist. Das Ganze schrammelt immer noch exzessiv dahin, das Publikum hat Spaß, ist durchgeschwitzt und nach dieser Nacht in der Kapu sicher das, was Anda Morts beabsichtigt hat: ein bisserl übernachtig am nächsten Tag, aber hochzufrieden!
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