average schlot linz
Foto: Christoph leeb

Saison­eröffnung im Schlot

Abwechslungsreich startete der Kulturverein Schlot im Linzer Franckviertel am vergangenen Samstag in die neue Konzertsaison. KGW3, Blechsalat sowie Average sorgten für einen bunten Saisonauftakt.

Im Schnitt gut einmal pro Monat wird das schon sein, wo der Kulturverein Schlot seine Ateliers im Franckviertel am Abend in eine Konzertlocation verwandelt. Off-Space meets Musik, in Reinkultur. Seit Jahren gehört das Schlot zu den Geheimtipps in Linz, und wäre es für Stahlstadt-Verhältnisse nicht unheimlich weitab „vom Schuss“, es wäre wohl immer bummvoll. 2,7 Kilometer vom Taubenmarkt entfernt ist es aber manchmal schwierig, Leute weg von der Landstraßen-Achse zu motivieren. Da braucht man schon lokale Acts, die „ziehen“ – und das taten sie auch zur Konzertsaisoneröffnung am vergangenen Samstag in einem gut gefüllten Atelier, die Erstbesucher:innen schon mal ins Staunen versetzte. „Ich hätte geglaubt, das ist eine Halle für 300 Leute hier“, so die Aussage einer Konzertbesucherin. Leider nicht ganz, auch wenn eine solche Halle Linz sehr guttun würde. Aber dazu ein andern Mal.

KGW3: Hip-Hop zum Tanzen, aber mit Message

Den Anfang an diesem Abend machten KGW3. Die spielten im November als Support für Erwin & Edwin im Linzer Posthof, und auch wir durften sie im Rahmen einer Qlash.at-Veranstaltung schon in der KAPU begrüßen. Musikalisch? Haben sie das Herz am richtigen Fleck, genauso wie textlich. Egal ob politisch oder persönlich, KGW3 verarbeiten eine sehr nachdenkliche, aber dabei stets tanzbare Message. Out Of The Dark, Into The Light (pun intended!), Momma, Immer Mehr– Hip-Hop und Rap sind die Hintergründe, eine gute Liveband die Essenz für eine gelungene Show. Gerne wieder!

Highlight in der Mitte, Local Hero zum Abschluss

Danach: Surprise. Die Jungs von Blechsalat begleiten uns ja schon länger, egal ob in großen Konzerthallen, Open Airs oder Busking-Sessions. Dabei immer dabei: ihre besondere Interpretation bekannter Klassiker und Neuinterpretationen auf ihre ganz eigene Blasmusikart. Dieses Mal war das anders: Sie standen gemeinsam mit Afterthought auf der Schlot-Stage. Afterthought ist ein Rapper aus San Francisco, hatte die Jungs mal zwecks einer Session in Europa auf einer bekannten Foto-Social-Media-Plattform angeschrieben. Der Rest ist Geschichte. Egal ob Bruce Wayne, Fly Away oder Comin‘ Home – gepaart mit einer richtig starken Stimme ist das ein Highlight-Konzert. Unterstützenswerte Messages in den Tracks? Inklusive. Anscheinend auch das zweite Linz-Konzert von Afterthought, und warum zur Hölle haben wir dann das erste verpasst?!

Zu späterer Stunde durfte mit Average samt DJ Concept ein echter Local Hero den Abschluss machen. Auch krankheitshalber geschwächt, aber dennoch nicht minder motiviert, präsentierte er seine neue Platte Vale Tudo, die er gemeinsam mit David Raddish produziert hat. Sprache, der Titeltrack Vale Tudo, Generation Maximum – Average spart auch auf der neuen Platte nicht mit Kritik und hat sich musikalisch doch weiterentwickelt. Gerade auch im Hinblick zu älteren Nummern, die nicht nur in der Linzer Tonträger Records-Bubble nachhaltig in die Gehörgänge eingegangen sind. Spaßfreie Zone, Ausflüge in die Tuesday Classics gemeinsam mit Texta-Mastermind Flip, Jetzt Mal Unter Uns, dazu Schui, Ça va, ça va – die Diskografie ist mittlerweile eine breite geworden.

Immer wieder ein schönes Live-Erlebnis, dazu das sehr herzliche Ambiente im Schlot. Wenn man das mit der Pünktlichkeit auch noch hinkriegen würde, würde man auch öffentlich noch aus dem Franckviertel wegkommen. So gibts halt einen schönen Nachtspaziergang durch einen unterschätzten Linzer Stadtteil, ist ja auch was. Bis zum nächsten Mal im Schlot!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.