Lido Sounds 2025: Würdest du heute mit mir ausgehen?

Lido Sounds 2025 – so viel wurde wohl schon lange nicht mehr über die Daseinsberechtigung eines Festivals diskutiert. Den Start bei wechselhaftem Wetter machten am Freitag u.a. die Bands AnnenMayKantereit, Parcels, Beatsteaks und das Lumpenpack.

Es wurde bereits im Vorfeld viel gemunkelt, wie das Lido Sounds dieses Jahr aussehen wird. Man konnte auf Social Media viel enttäuschte Kommentare lesen über das Line-up, den Fakt, dass es nur eine Bühne gibt und dass es nur drei statt vier Tage Festival sind. Viele Personen haben sich am letztjährigen Lido Sounds das „Katze aus dem Sack“ Ticket für 150 Euro gekauft und sich im Nachhinein darüber geärgert. Die sozialen Medien waren die letzten Wochen überflutet von Beiträgen vieler Personen, die ihre Tickets loswerden wollten.

Wir sind deshalb besonders gespannt dieses Jahr, wie viel Publikum da sein wird und was uns allgemein erwartet. Man kann nicht urteilen, wenn man es sich nicht vorher angesehen hat. Sehr lieb wurden wir auf jeden Fall im Pressebereich begrüßt und versorgt und starteten mit kühlen Getränken und Snacks ausgerüstet in Tag 1 des Festivals.

Schmusechor

Der Schmusechor aus Wien hat das Lido Sounds 2025 eröffnet. Aufgrund der frühen Uhrzeit und anstrengender Mittagssonne waren leider viel weniger Menschen da, als dieser Opening Act verdient hätte. Den Chor gibt es bereits seit 11 Jahren, die künstlerische Leitung hat Dirigentin Verena Giesinger inne. Beeindruckt haben sie auf jeden Fall gleich mal durch ihre Outfits – erst in beigen Glitzermänteln, zum Ende hin dann noch mit extravaganten Outfits, die viel Haut zeigten. Musikalisch konnte der Chor komplett überzeugen: Beim Schmusechor stehen grandiose Sänger*innen auf der Bühne und man merkte bei jedem Song, wie viel Freude sie am Singen und vor allem auch am Miteinander haben. Zum Ende hin stimmten sie das Lied „Vampire“ von Olivia Rodrigo an, was das Publikum dann endgültig zum Tanzen und Singen brachte. Wenn es auf diesem Niveau weiter geht, wird das ein toller Tag!

Dottie Andersson

Die junge Songwriterin Dottie Andersson kommt aus dem schwedischen Småland. Leider gab es zu Beginn technische Schwierigkeiten bei ihrem Auftritt, was die Künstlerin salopp mit „If it not works, I’m just doing it acustic“ kommentierte. Leider waren noch immer nicht viele Leute vor der Bühne, doch im Laufe des Konzerts füllte es sich dann doch noch etwas mehr. Ihre Musik ist eine Mischung aus Indie und Pop, kombiniert mit elektronischen Parts. Zu jedem Song gab es auch eine eigene Geschichte aus ihrem Leben. Außerdem zeigte die Sängerin auch eine klare politische Haltung, zum Beispiel durch das „Goodbye and fuck the patriarchy“ am Schluss ihres 30-minütigen Sets. Sehr empfehlenswert. Wir hoffen, dass wir in nächster Zeit noch öfter von der Musikerin hören werden.

Betterov

Am frühen Nachmittag begann Betterov sein 30-minütiges Set und das mittlerweile vor gut gefülltem Publikum. Zumindest im Front of Stage Bereich. Der Singer-Songwriter aus Deutschland hat eine ganz eigene Note. Er behandelt die Themen unserer Generation (Millennials und Gen Z). Zum Beispiel der Zwang zur Selbstoptimierung und der Druck, der ausgelöst wird aus den schier unendlichen Möglichkeiten, die wir haben. Manuel Bittorf, so sein bürgerlicher Name, berührt mit seinen deutschsprachigen Texten und brachte mit seiner Band viele zum Tanzen. Bei dem Song „Dussmann“ hörte man, dass er einige Fans in der Menge hat. Die Stimmung ist gut, der Platz füllt sich, wir schwitzen – und freuen uns auf den nächsten Act.

Das Lumpenpack

Viele Bekannte haben mir diese Band im Vorfeld schon empfohlen. Sie haben uns nicht enttäuscht. Pünktlich zum Start ihres Sets fing es so richtig zu schütten an, was auch die ganzen 40 Minuten so bleiben sollte. Die Band ist sympathisch, sarkastisch und mit ihren Songs haben sie das Publikum so richtig in Stimmung gebracht. Als alle im Publikum langsam ihre Regenponchos auspackten, sagte der Sänger, dass wir uns nun modisch schon über die Donau gebracht haben. Ein paar Minuten später machte er sich lustig über die VIP Tribüne, die nur sehr spärlich frequentiert war, mit dem Kommentar „Tribüne Stand jetzt: lächerlich! Ist das der Linzer Adel?“ Der darauf folgende Song „Kann es sein, dass du dumm bist“ passte dann auch irgendwie dazu – wir fanden es lustig. Das gesamte Set war frech und rotzig und auch mal ein Cover („Mr. Brightside“) dabei. Wir sind durchnässt und glücklich.

Kenya Grace

Die Künstlerin Kenya Grace ist eine Britin, die in Südafrika geboren ist. Sie mischt in ihrer Musik melancholische Lyrics mit elektronischen Beats, was es zu einem ganz eigenen Sound macht. Musikalisch begleitet wird sie von zwei Musiker*innen auf Schlagzeug, Keyboard und E-Gitarre. Auf den LED-Leinwänden links und rechts von der Bühne sah man statt der Bühnensicht das ganze Set lang Visuals, die mich qualitativ nicht überzeugen konnten. Die Künstlerin zwischen zwei Punkbands ins Line-up einzubauen, fand ich schwierig. Die aufgeheizte Stimmung, die bei Lumpenpack entstand, wurde dadurch wieder gedrückt. Am Schluss des Sets wurde es dann noch poppiger. Den Abschluss macht Kenya Grace, die ein bisschen an Billie Eilish erinnert, vor allem auch stimmlich, mit ihrer Hitsingle „Strangers“.

Beatsteaks

Die Beatsteaks – wer kennt sie nicht? Fast jede*r, der*die in den letzten 15 Jahren mal bei einem Festival war, hat sie sicher schon mal live gesehen. Sie sind eine der größten Rockbands Deutschlands und können bereits seit zwei Jahrzehnten als Live-Band überzeugen. Bereits 2023 beim ersten Lido Sounds vertreten, waren sie auch in diesem Jahr wieder zu Gast. Leider fing es kurz nach Beginn wie aus Eimern zu regnen an – und wir flüchteten in den Pressebereich und hörten uns dort das restliche Konzert an. Sie spielten viele alte Songs wie „Hand in Hand“ und „Jane Became Insane“. Sie spielten vor allem ihre bekannteren Hits – was wahrscheinlich an der nur 50-minütigen Setzeit lag. Das Konzert endete mit ihrem Hit „I Don’t Care As Long As You Sing“, bei dem das komplette Publikum mitgesungen hat. Am 02. Oktober 2025 sind sie übrigens im Posthof zu sehen.

Parcels

Die Band Parcels ist eine in Australien gegründete Combo, die aktuell in Berlin lebt. Ich kannte sie vorher noch nicht, aber sie wurden mir schon mehrmals empfohlen. Das einstündige Konzert wirkte perfekt durch konzipiert und fühlt sich an, als wäre man in einem anderen Jahrzehnt gelandet. Sie sind ein bisschen wie eine Mischung aus The Beatles und The Kooks. Die Band besteht aus vier unglaublich guten Musikern, deren Musik eine Mischung aus Pop, Funk, Disco und elektronischen Elementen ist. Es wirkte auch immer wieder wie eine ziemlich gute Jam Session, als sie zum Beispiel ihre eigentlichen Instrumente ablegten und gemeinsam auf Percussion Instrumenten am Boden sitzend jammten. Das Konzert der Band überzeugte mit virtuoser Instrumentaltechnik, einer entspannten Atmosphäre und einer Bühnenpräsenz, die gleichzeitig locker und professionell war.

AnnenMAyKantereit

Auf diese Band freute ich mich bereits den ganzen Tag, da sie seit Jahren in meiner Playlist laufen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2011 sind sie zu einer der erfolgreichsten Bands Deutschlands geworden und wohl jede*r im deutschsprachigen Raum kennt die Stimme von Henning May. Der Auftritt startete mit dem Song „Wohin du gehst“ und man sah, dass die Band in der großen Besetzung gekommen war: Neben den drei Gründungsmitgliedern war ein ganzes Ensemble vertreten, mit Streich- und Blasinstrumenten. Das Klavier von Henning May war gebrandet mit einer Regenbogenfahne, was wohl für Gleichberechtigung (und auch den Pride Month?) stand.

Die 90 Minuten Konzert vergingen wie im Flug und sie performten ihre alten Songs wie „Vielleicht vielleicht“, „Tom’s Diner“, „Pocahontas“, aber auch neuere Songs wie „Du tust mir nie mehr weh“ und „3 Tage am Meer“. Die gefühlvollen Lieder, gepaart mit der Stimme von Henning May, waren einfach großartig und viele Personen im Publikum konnten diese auswendig mitsingen. Sogar die Linzer Anrainer*innen ließen Lichter auf den Balkonen erscheinen. Die Band wirkt durchwegs sympathisch und scheinen auch seit ihrer Gründung im Jahr 2011 nicht gealtert zu sein. Zum Finale gab es dann noch das Lied „Ausgehen“, mit dem wir glücklich in den Abend entlassen wurden.

lido Sounds Tag 1: Fazit

Der erste Tag des Lido Sounds war ein schöner Start in ein Festivalwochenende. Trotzdem fehlen im Programm die großen Headliner, die wir von den letzten zwei Jahren gewohnt waren und die sich viele Gäste wieder erwartet hatten. Die Pausen zwischen den verschiedenen Acts waren zum Teil sehr lange, zum Teil fast eine Stunde. Insgesamt war doch viel mehr Publikum da als wir glaubten. Es ist jedoch kein Vergleich zu den letzten beiden Jahren, aber dafür kleiner und gemütlicher. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringt.


Foto: Fabian Schwarzinger
Text: Sarah Lang

LIDO SOUNDS 2025

27.-29. Juni 2025
Urfahranermarktgelände Linz

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Kulturfrau // Veranstalterin // Konzert-, Kino- und Museumsliebhaberin // Beisl-Liebe // Yoga // Wandern