BLACKOUT PROBLEMS: The city won’t sleep tonight

Die Blackout Problems entwickeln sich langsam zu gerne gesehenen Dauergästen in der Linzer Stadtwerkstatt. Letzten September noch am Regio Bash Festival zu Gast, legten die Münchner Alternative-Rocker dieses Mal auch auf ihrer Holy-Album-Release-Tour einen Zwischenstopp an der Donau ein. Support kam an diesem Abend von This Amity aus Wien und Spirit Desire.

In Deutschland sind Blackout Problems längst mehr als ein Geheimtipp, sondern sind etwa durch gemeinsame Touren mit Heisskalt und Emil Bulls längst selber so etwas wie „the next big thing“ geworden. Man weiß bei Konzerten einer solchen Band in Österreich allerdings nie so ganz, was man erwarten kann. Hat sich der (sagen wir mal) Hype schon bis über die Grenze herumgesprochen, oder nicht? Der Publikumszuspruch an diesem Abend macht Mut, denn als um 22 Uhr die Wiener Rockband This Amity die Bühne betritt ist der Saal schon durchaus gut gefüllt. Die geben heute trotz krankheitsbedingtem Ausfall eines Gitarristen einen sehr bemühten Opener ab. Vor allem der massiv druckvolle Bass-Sound sorgt dafür, dass der abgängige 5. Mann nicht allzu schmerzlich vermisst wird. This Amity legen eine solide Show hin, haben aber noch etwas ihre Mühe damit, das Publikum auf Touren zu kriegen. Oder wie sie selbst sagen: „Wir haben schon gehört, dass das in Oberösterreich schwieriger ist, weil die Leute mehr trinken und dementsprechend mehr vertragen.“ Das lasse ich einfach mal so stehen. Genretechnisch pendeln die Wiener übrigens zwischen Pop-Punk und Alternative Rock und füllen damit eine Lücke in der österreichischen Musiklandschaft, die Bands wie 3 Feet Smaller, Thirteen Days und FDTF  durch ihre Pause bzw. Auflösung zuletzt aufgerissen haben.

Danach sind die Lokalmatadoren Spirit Desire an der Reihe. Kleines Detail am Rande: Sänger Christian und Gitarrist Mario haben übrigens eine gemeinsame Bandvergangenheit mit Blackout Problems Drummer Michael, was diese Combo auf der Bühne heute irgendwie noch besonderer macht. Die vier Grunge-Punks spielen sich kreuz und quer durch ihre bisherigen Werke, sowie zahlreiche (relativ) neue, unveröffentlichte Songs. Die Stimmung steigt. Man merkt, dass auch recht viele Leute gerade wegen der Locals heute den Weg in die Stadtwerkstatt gefunden haben. Zu Recht muss man sagen, denn sie spielen heute meiner bescheidenen Meinung nach eines ihrer bislang besten Konzerte und sind obendrein noch zum Scherzen und Reimen(!) aufgelegt. Da stellt sich bereits Vorfreude auf die nächste Veröffentlichung ein.

Kurz vor Mitternacht geht dann das Licht aus. Die ersten Töne von One erklingen. Blackout Problems haben sich mittlerweile schon einen Namen für ihre überaus mitreißenden Liveshows gemacht. Sie wollen den Exzess, das Chaos – das Publikum für eine Stunde alles Andere vergessen lassen. Das ist es was diese Band von der ersten Sekunde weg antreibt. „Das ist eure Bühne. Ihr seid hier willkommen!“, lädt Sänger Mario das Publikum zum Stagediven ein. Aber erst als es der Roadie es dann vormacht, fliegen die ersten Körper durch die Luft. Es wird kräftig mitgesungen, getanzt und geschwitzt. Die anfängliche Zurückhaltung weicht immer mehr einer alkhohol-induzierten Ausgelassenheit, während die vier Münchner auf der Bühne Hit um Hit raushauen. Im Mittelpunkt steht heute ganz klar das neue Album Holy, welches fast zur Gänze vorgetragen wird. Immer wieder suchen die Jungs die Nähe zum Publikum, klettern auf Schultern, animieren zum Hinsetzen oder Springen, singen in der Menge und übersiedeln für den Schluss von Home gleich komplett in die Mitte des Saales. Für den Schluss haben sie sich The City Won’t Sleep Tonight aufgehoben und bitten noch einmal zum Abriss. Wer jetzt noch immer keine Schweißflecken auf dem T-Shirt hat, hat irgendetwas falsch gemacht. Diese Band gibt definitiv alles, um ihrem Publikum einen denkwürdigen Abend zu bescheren und ist für die großen Bühnen bestimmt. Wenn ihre Liveshow auf diesem starken Niveau bleibt, dann ist das alles nur eine Frage der Zeit.

Fotos: Andreas Wörister (Slih’s Photography)

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.