IFFI-Schwerpunkt: Želimir Žilnik

Kenner des osteuropäischen Kinos kommen an einem Namen nicht vorbei: Želimir Žilnik. Bekanntheit erlangte der serbische Regisseur vor allem als eine der Hauptmitstreiter der sogenannte „Schwarzen Welle“, eine osteuropäische Kinobewegung der 1960er und 70er Jahre. Heuer ist Želimir Žilnik einer der Ehrengäste am Internationalen Filmfestival in Innsbruck und mit einigen Filmen vertreten.

Želimir Žilnik
Der serbische Filmregisseur ist bekannt für seine sozialkritischen Filme, die u. a. die Zensur zu Zeiten des Kommunismus in den Mittelpunkt stellen. Erstmals bekannt wurde er mit dem Spielfilm Frühe Werke (Rani radovi), wofür er auf den 19. Internationalen Filmfestspielen Berlin mit einem Goldenen Bären und einen Jugendfilmpreis ausgezeichnet wurde. Želimir Žilniks Werke wurden in den darauffolgenden Jahren stark kritisiert. Ein Hauptgrund war die Darstellung von Studentendemonstrationen und -aufständen sowie seiner Befürwortung der Freiheit von Medien. Seit den 1980er Jahren gewannen seine Werke an stetiger Aufmerksamkeit und positivem Zuspruch und wuchs zu einer der Größen des osteuropäischen Films heran.

Early Works
Der Film zeigt auf drastische Weise die Auswirkungen der sowjetischen Invasion in der Tschechoslowakei im Jahr 1968. Žilnik erzählt die Geschichte von vier Jugendlichen (drei Männer, eine Frau), die an Studentendemonstrationen im Jahr 1968 teilnahmen und dem kleinbürgerlichen Alltag ihrer Familien trotzen. Inspiriert von den Schriften Karl Marx, aus denen sie immer wieder vorlesen, machen sie sich auf, die Welt zu verändern. Sie gehen aufs Land, in Fabriken und wollen etwas verändern, werden dabei aber von ihren eigenen Fehlern übermannt. Sie blödeln herum, strotzen vor Begierden und Eifersucht und stehen sich nicht nur einmal selbst im Weg. Es endet in völliger Frustration und dem Wunsch Jugoslawien zu „erschießen“. Sie finden im Wald Gewehre und schießen spielerisch auf alles um sie herum. Und am Ende bleibt nur Schall und Rauch.

Auf sehr intensive Art und Weise gibt „Early Works“ einen spannenden Einblick in die 60er Jahre des osteuropäischen Films, in dem politisch kontroverse Themen angesprochen werden. Wer sich mit dem ehemaligen Jugoslawien der 1960er/70er Jahre nicht auskennt bzw. generell mit dem osteuropäischen Film, der mag sich hier die Zähne an manchen Stellen ausgebissen haben. Da hier eine Vorkenntnis über politische/historische Ereignisse essentiell ist. So mag der Film zwar kein „Sonntag-Nachmittag-auf-der-Couch-liegen-und-sich-berieseln-lassen“-Film sein. Es ist viel mehr ein Film, der Interesse an der damaligen Zeit weckt, neugierig macht und gleichzeitig erschrickt und Einblicke in eine für uns neue Sichtweise gibt.

Early Works
Regisseur: Želimir Žilnik
Drehbuch: Branko Vučičević, Želimir Žilnik
Sprache: Serbisch
Land: Jugoslawien
Länge: 72 Min.

Musik- und Festivalliebhaberin aus Tirol, studiert gerade an der Uni Innsbruck