SKUNK ANANSIE: Being badass

Das ist der Stoff, der für durchgetretene Gaspedale sorgt! Skin und ihre Jungs spielen weiter die Outlaws und wollen es härter und dreckiger als all die anderen. Dieses Image gefällt ihnen. Und bevor man sich weiter darüber den Kopf zerbrechen kann, pfeift es schon schrill und laut in „I Will Break You“. Die charismatische Sängerin tobt und keift wie zu ihren besten Zeiten und Skunk Anansie, diese Krachmacher, hauen uns mit dem Opener einen richtigen Fetzen um die Ohren. Prinzipiell hat sich bei der Truppe also wenig verändert. Ist das überhaupt ein gutes Zeichen?

Die Funkstille ist definitiv vorüber. 2009 fanden Ace, Cass, Mark Richardson und Sängerin Skin nach acht Jahren wieder zusammen. Nach dem Comeback-Album „Wonderlustre“, welches aus meiner Sicht nicht groß beachtet wurde, sich kommerziell aber scheinbar zufriedenstellend verkaufte, gibt es heuer ein weiteres neues Album. „Black Traffic“ ist der zwielichtige, dunkle Ort, wo alle Fäden zusammenlaufen. Motto: Sich auf die üblichen Stärken verlassen, aber neue Einflüsse zulassen.

„Black Traffic“, die erste Platte auf dem neu gegründeten Label der Band, gibt sich rau und räudig wie ein kläffender Pitbull. Es fällt wesentlich rabiater aus, als manchen lieb sein wird. „I’m badass to the bone“ heißt es an passender Stelle. Immer wenn man glaubt, man wägt sich in Sicherheit und hat eine Atempause, wird man wieder attackiert und es geht mit Höchstgeschwindigkeit weiter (siehe „I Will Spit You Out“). „Sad, Sad, Sad“ ist ebenfalls ein fieses, kleines Biest, von der Band ordentlich rausgerotzt.

Diese Hau-Drauf-Mentalität nimmt man Skunk Anansie jedenfalls ab. Bei anderen Bands würde es aufgesetzt oder unecht wirken – ihre Bemühungen sind jederzeit spürbar. Unmittelbare, direkte Riffs und die markante Stimme von Skin, die in Songs wie „Drowning“ oder „This Is Not A Game“ zeigt, dass sie auch die sanften Seiten beherrscht und eine hervorragende Sängerin mit Bandbreite darstellt. Von aggressivem Keifen zu sanfter Melancholie geht es hin, her und wieder retour. „Our Summer Kills The Sun“, getragen von einem herben Wave-Beat, schlängelt sich andersartig die Tonleiter rauf und runter und gefällt mir vielleicht gerade deswegen so gut.

Der Innovationswert von „Black Traffic“ fällt komplett betrachtet zwar mager aus, doch zumindest kann die Platte Song-technisch an vergangene Großtaten durchaus anknüpfen. Ein kaum spektakuläres Rock-Album zum langsam Liebgewinnen. Es steckt viel mehr drin, als man anfangs zu glauben meint. Die sensible Streicher-Nummer „I Hope You Get To Meet Yur Hero“ scheint erst belanglos, bis der Knoten platzt und sich die Melodie festsetzt. Chris Sheldon, der Mann für Druckvolles (Biffy Clyro, Feeder, Foo Fighters) hat an den Reglern gesessen, und die Energie und Wucht in die richtige Richtung gelenkt.

„I’ve all the weapons and I follow no one’s rules“ – nach einer Platte wie „Black Traffic“ unterschreibe ich das ohne Wenn und Aber.

Facts:
Skunk Anansie – Black Traffic
Gesamtspielzeit: ca. 38 Minuten
earMUSIC (Edel)

Links & Webtips:
skunkanansie.net
facebook.com/OfficialSkunkAnansie
twitter.com/SkunkAnansie

Foto: Edel

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