Schäxpir: „Heisse Sohlen“
„Heisse Sohlen“ ist ein zeitgenössisches Stück, welches Tanz mit Schauspiel kombiniert und Profis genauso wie Laien und verschiedene Altersgruppen gemeinsam auf die Bühne bringt. Die Uraufführung fand im Rahmen des Schäxpir-Festivals statt, der Spielort waren und sind die Linzer Kammerspiele.
SeniorInnen treffen nach langer Zeit in ihrer ehemaligen Tanzschule aufeinander. Erinnerungen an 1963 wie die erste Liebe, (nicht verwirklichte) Lebensträume oder bereits damals vorhandene Charaktereigenschaften kommen wieder hoch und sorgen für manche nostalgische Momente. Doch während die Herren und Damen Tanzpläne für die nächsten Tage aufstellen, kommt es zur Konfrontation mit Jugendlichen, welche ebenfalls den Raum gemietet hätten, um für eine Castingshow zu proben. Und kleinbeigeben will so schnell niemand…
Trotz der Rückblicke und Geschichten, die ineinander greifen, ist der rote Faden stets vorhanden. Das alte beobachtet das junge Ich, diskutiert mit ihm und ist aufgrund bestimmter Merkmale nach wie vor erkennbar. Wenn Wörter nicht mehr genügen, um Emotionen zu vermitteln, greifen Musik und Tanz, vom Paartanz über Breakdance und Hip Hop zu weiteren zeitgenössischen Arten (Choreographie: Alfonso Hierro- Delgado). Das Gegen-wird zum Miteinander, anfängliche Scheu und gescheiterte Annäherungsversuche werden mit Charme und feinem Humor dargestellt. Realitätsnahe streiten die Figuren, vertragen sich wieder und erkennen trotz der vielen Gegensätze schließlich doch noch Ähnlichkeiten. Der Autor Henry Mason merkt in einem Interview folgendes Statement an: „Ich fand es bei der ersten Probe interessant zu beobachten, dass die „Alten“ in manchen Dingen viel weniger gehemmt sind als die Jungen. Also offenbar lassen manche Menschen doch los, mit zunehmendem Alter – machen sich weniger Sorgen darum, was die anderen denken und sind bereit, auch emotional etwas zu riskieren. Was soll einem schon groß passieren, wenn man sich blamiert hat? Mit 16 denkt man, eine Welt bricht zusammen“.
Die Bühne dient zum Großteil als Tanzsaal mit Musikanlage und wurde eher schlicht gehalten (Reinhard Taurer). Dialoge werden weder zu reich- noch zu spärlich eingesetzt. Ernste und heitere Themen finden gleichermaßen Eingang in den Handlungslauf, ohne jemanden oder etwas lächerlich zu machen. Ein großes Lob geht an die Inszenierung (Regie und zugleich Stimme des Tanzlehrers: John F. Kutil), welche „Heisse Sohlen“ zu einem Stück werden ließ, das nicht nur zielgruppenspezifisch nach Alter oder Interessen der Bevölkerung agiert, sondern die verschiedensten Leute, nicht nur Tanzbegeisterte, anspricht. Da verzeiht man es auch, dass die Vorstellung mit viertelstündiger Verspätung anfing. Eine Schulklasse hatte sich hinsichtlich des Aufführungsortes geirrt.
Artikelbild: Reinhard Winkler