Filmreview: „Lola auf der Erbse“ (Kinderfilmfestival)

Das eigensinnige, liebevolle Mädchen Lola erobert ihre klein-große Welt und hilft ihrem Freund Rebin, der sich illegal in Deutschland aufhält, aus der Patsche.

Wer lebt heutzutage schon auf einem Hausboot am Flussufer? Natürlich Lola und ihre alleinerziehende Mutter Loretta. Die etwas unkonventionelle Kleinfamilie genießt das Leben in vollen Zügen und lässt es sich auch nicht von außen schäbig machen. Nicht mal, wenn Lola in der Schule wegen ihres roten Nackenfleckes und ihren rosa Haaren gehänselt wird, noch wenn der hinterlistige Präsident der Wassersportfreunde, Herr Bakelt, ihr ihr Hausboot „Erbse“ madig reden will.

Als das zehnjährige Mädchen zuerst am Flussufer und dann später in der Schule ihren neuen Mitschüler namens Rebin vorgestellt bekommt, weiß sie nicht so ganz, was sie davon halten soll. Freund oder Feind? Um der Antwort auf die Schliche zu kommen, versucht sie ihn immer wieder auf die Probe zu stellen. Dabei kristallisiert er sich als Freund heraus. Ihr beider Motto lautet seither immer „Freunde helfen sich immer, dafür sind Freunde schließlich da“. Doch Freundschaften sind nicht immer so einfach wie sie scheinen. Zerissen in verschiedenen Welten versucht sich Lola auf den Beinen zu halten und klaren Kopf zu bewahren. Stark vermisst sie ihren fortgegangen Vater und hat auch ihr Einschlafritual für ihn geschaffen. Jeden Abend starrt sie auf das Foto, auf dem ihr Vater und der alte Kapitän Solmsen abgebildet sind. Mit der Magie der Gefühle wird er lebendig und singt ihr sein eigens komponiertes Schlaflied vor. Neben alten Seemannsgarn und Realität verwischen sich Lolas Bedürfnisse und Befindlichkeiten ineinander. Alten Zeiten nachtrauernd, stellt ihre fürsorgliche, freizügige Mutter auch noch ihren Neuen, Kurt, vor. Der Tierpfleger hat einen grässlichen Vokuhila, den sie von Anfang an schon nicht ausstehen kann. Eine Autofahrt im alten Mustang mit gemeinsamen Zoobesuch kann an der Antipathie auch nichts ändern.
Rebin hat hingegen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Das Deutsch-Grammatikgenie verbessert nicht nur seinen Vater Tayyip bei seiner Artikelbenutzung, sondern hilft auch bei Krankheitsfall der Mutter als Putzhilfe in der Schule aus. Mit einfachen Sachen wie einem neuen Schulrucksack hätte er schon eine Freude. Um ihn diesen zu ermöglichen und um seine eigene Familie versorgen zu können, arbeitet Tayyip schwarz in Herrn Barkelts Bar. Anstatt ihn für die getane Arbeit gerecht zu entlohnen, hat Herr Barkelt schon wieder Besseres zu tun. Nämlich mit dem hiesigen, etwas tollpatschigen Ordnungshüter Herrn Strube, eine weitere Gemeinheit zu schmieden, um Lola, Loretta und „Erbse“ mit einem selbstgebauten Yachthafen zu vertreiben.
Rebin ist immer auf der Hut, seine kurdische Familie auch, denn wenn sie auffliegen, werden sie abgeschoben. Selbst wenn sie in einem alten, heruntergekommenen Hauskeller leben. Doch jedes Mal, wenn Lola helfen will, macht sie alles kaputt. Als es ihr zu viel wird, täuscht sie vor, im Wasser ums Leben gekommen zu sein. Voller Sorge sieht sie, wie ihre Mutter, Kurt und Kapitän Solmsen um ihr Leben kämpfen. Dies gibt ihr Halt und so stellt sie sich selbstbewusst ihren und Rebins Problemen. Sie stellt sich den Hänselein in der Schule, sie lernt Rebins Familie kennen und schickt Kurt, um die kranke Mutter wieder gesund zu machen. Als aber alles auffliegt, bedingt durch die Söhne von Barkelts und Strube,  spricht die hiesige Dirketorin der Schule ein eisernes Machtwort, an das sich auch die Erwachsenen halten. Am Ende wird Lolas Geburstag auf dem Hausboot gefeiert und mit Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Menschen zelebriert.

Ein Kinderfilm, der berührt, da er einerseits Kinder sowie Erwachsenen zum Lachen bringt, die Figuren komödiantisch, aber dennoch mit ernstem Hintergrund darstellt  und andererseits das brandaktuelle Thema  der „Illegalität“ und die „Flüchtlingsfrage“ thematisiert. Gut gelungene filmische Auswahl für das Festival, das beim Nachbesprechen von kindgerechten Themen aber auch schnell politisch werden kann.

Ich, ein Mädel aus Linzer Umgebung schreibe liebend gerne Konzert-Reviews, Filmkritiken und so manch anderes über Kultur, Leute und dem ganzen Drumherum. Wortspielereien mit Gefühlen, die echten Tatsachen und Stimmungen sind mein Metier, in dem ich mich am Wohlsten fühle. Kultur wie sie leibt & lebt im Linzer Raum und sonstwo, am Puls der Zeit, niemals vergessen, sondern dokumentiert, hier auf subtext.at Das ist meine Welt, ahoi!