MINOR VICTORIES: In Stein gemeißelt
Ob Zweitbands stets deswegen aus der Taufe gehoben werden, weil die beteiligten Musiker in ihren Hauptgruppen nicht genug Gelegenheit haben, sich auszutoben? Es liegt jedenfalls nah auf der Hand. Bloße Effekthascherei ist trotzdem nicht das Anliegen dieser neuen Formation aus Großbritannien. Eindrücke einer dunkler werdenden Welt mit Minor Victories.
Es ist nie zu spät für eine neue Indie-Supergroup. Justin Lockey von den Editors sowie dessen Bruder James, Stuart Braithwaite von Mogwai und Rachel Goswell von Slowdive, die auf dem letzten Album der Editors schon zu hören war, sind Minor Victories. Auf dem gleichnamigen, heuer erschienenen Debütalbum knüppelt sich das Quartett auf dem Abenteuerspielplatz Postrock in den Abgrund. Dunkel und trist ist der, aber auch herrlich faszinierend. Als Gäste mit dabei sind Mark Kozelek (Red House Painters, Sun Kil Moon) und James Graham von The Twilight Sad aus Schottland.
Der Shoegaze-Teppich ist ausgerollt, die noisigen Gitarren sind bereit. Die epische Klangkulisse rollt los, die Drums donnern wuchtig, der Himmel sieht trostlos aus. Von Anfang an wartet die Gruppe nur darauf, den Hörer mit einer extra Portion Schwerfälligkeit regelrecht zu erdrücken. Selten wurde so hypnotisch in den Weltuntergang geschaukelt wie hier. Hier baut ein Stück auf dem nächsten auf. Auf die Sonnenseite der Gefühle verschlägt es die Beteiligten in Songs wie „Give Up The Ghost“ oder „Scattered Ashes (Song For Richard)“ auch auf diesem Album zu keiner Zeit. Zwischen dem dichtem Gedränge gibt es aber auch Raum für zarte Melodien, die meist von Goswell besungen werden. Ob es sich bei Minor Victories nun um eine langfristige Angelegenheit oder einfach um ein Projekt zum Austoben handelt, wird die Zukunft zeigen. Fest steht: Diese Platte ist allemal ein souveräner Einstand.
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Foto: © Brian Sweeney