IFFI 2017: Gagma Napiri – Winterreise nach Abchasien
George Ovashvili ist als Regisseur in unseren Breitengraden noch nicht so bekannt – mit seinem zweiten Film Gagma Napiri könnte sich dies aber ändern. Ein kleiner Junge wird auf die Reise geschickt und seine Erlebnisse und Bekanntschaften hinterlassen bei den Zuschauer*innen große Augen.
Protagonist Theo ist zwölf Jahre alt. Er und seine Mutter leben nach der Flucht vom Krieg am Stadtrand der Stadt Tbilisi. Seine Mutter schenkt Theo eher wenig Aufmerksamkeit, so verbringt der Junge die meiste Zeit mit dem ziellosen Herumstreunen durch die Stadt. Mit seinem Freund versucht er sich durch kleine Gaunereien über Wasser zu halten, bis sein Kollege erwischt wurde. Theo beschließt deswegen, seinen Vater zu suchen, der vor ihrer Flucht schwer erkrankte und im Kriegsgebiet bleiben musste.
Hier beginnt die eigentliche Handlung – die Reise von einem kleinen Jungen quer durch ein Krisengebiet. Theo wirkt sehr zielstrebig. Es scheint, als könnte ihn nichts davon abbringen, seinen Vater zu finden. Unterschiedliche Menschen begleiten ihn auf seiner Reise. Der Regisseur gibt einem mit den unterschiedlichen Begegnungen und Landschaften einen Einblick in das alltägliche und harte Leben vor Ort.
Der Film regt zum Denken an, macht fast schon ein schlechtes Gewissen, sich zu wenig mit der tragischen Geschichte des Landes Georgien auseinandergesetzt zu haben. Der Regisseur überlässt dem Publikum das Denken und lässt somit Spielraum für die eigenen Gedanken. Die Handlung und der Protagonist scheinen wie füreinander gemacht zu sein und ergänzen sich in einer ungewöhnlichen Art und Weise, wie man es selten sieht. Schade, dass der Regisseur leider nicht für ein Gespräch zur Verfügung stand – wie bei diesem Film das Casting zustande kam, wäre sonst eine sehr spannende Frage gewesen.
Gagma Napiri – Winterreise nach Abchasien
Regie: Georg Ovashvilli
Dauer: 90 Min
Georgien/Kasachstan 2009