CITY LIGHTS CALLING: Untitled
City Lights Calling aus Graz wollen ihren spaßigen Acoustic-Punk in die weite Welt hinaus tragen. „Untitled“ ist ein Stückchen kalifornische Leichtigkeit mitten aus dem Herz von Österreich.
Manchmal flattern einem Nachrichten von ambitionierten Bands ins Postfach, die man so noch überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Jüngstes Beispiel: City Lights Calling. Das Trio aus Graz besteht aus den Musikern Martin Fladenhofer, Roland Ploderer und Markus Tischhart und macht seit 2016 gemeinsame Sache. Die Entstehungsgeschichte ihres ersten Release ist eine bemerkenswerte. Zunächst verkroch man sich gemeinsam im Proberaum, tüftelte mit drei Gitarren und drei Stimmen die ersten Songs aus und presste sie auf ein Demo. Mit dieser ersten Duftnote im Gepäck bestieg das Trio den nächstbesten Flieger nach Los Angeles, um bei den ganz Großen im Musikbusiness vorstellig zu werden. Plattenlabels, Magazine, Produzenten – überall wurde durchgeklingelt, ehe mit Chris Lord-Alge und Ben Grosse tatsächlich zwei Leute Interesse zeigten, die unter anderem schon für Green Day, Blink 182 und U2 an den Reglern saßen. Was folgte waren viele, viele Stunden Studioarbeit und nächtliche Skype Sessions. Immer mit dem Ziel etwas Großes zu produzieren. Wer so eine Aktion abzieht muss schließlich auch über das nötige Selbstvertrauen verfügen.
Das Resultat dieser namhaften Zusammenarbeit wurde am 9. März unter dem Titel (oder Nicht-Titel) „Untitled Album“ veröffentlicht. Dazu sein angemerkt, dass man mit knapp 17 Minuten Spielzeit (darunter das instrumentale Interlude „Palms“) eigentlich eher noch in die Kategorie EP fällt. Aber sei es wie es sei. Die meisten Songs dieser EP entstanden auf gemeinsamen Reisen der Bandmitglieder, etwa nach Norwegen oder eben Kalifornien und haben dieses Fernweg-Feeling auch tief in ihrer DNA verankert. Dabei ordnen sich City Lights Calling mit ihren Einflüssen eigentlich in die Gefilde des Pop- und Skate-Punk ein. Mit drei Akustikgitarren und drei Stimmen vorgetragen entwickelt das aber ein gänzlich anderes Flair. Die Messages hinter den einzelnen Songs lassen sich gekürzt etwa so zusammenfassen: Kalifornien ist echt schön – Wir sind jung und unbekümmert – Lasst uns Spaß haben! Natürlich überspitzt formuliert. Das klingt jetzt vielleicht erstmal nach ziemlich viel Plattitüde, soll aber nicht abschrecken – im Gegenteil! Dem Grazer Trio gelingt es tatsächlich sehr gut die Stimmung, in der diese Songs entstanden sind, einzufangen und damit erfolgreich auf der Nostalgiewelle zu reiten. Wer möchte nicht nochmal 16 sein und auf einer Hausparty schmusen während irgendwo im Hintergrund Blink 182 läuft? You get the point.
Mögen die Produzenten auch noch so große Namen haben, am Ende des Tages zählt nur die Leidenschaft für die Musik und die Songs auf der Platte – Und über die lässt sich nicht viel Schlechtes sagen. Mit „We Are Kings“ hat man getrost die erste, waschechte Bandhymne verfasst (auch wenn der auf Deutsch vorgetragene Rap Part wie ein Fremdkörper wirkt), die Melodien sitzen durchwegs und auch Songs wie „Threebrothers“ und „Encinitas“ merkt man das handwerkliche Gespür an. Für die angedachte, ganz große Karriere fehlt dann vielleicht doch noch eine Portion Originalität. Um sich aber vorzustellen, gerade in einer Halfpipe zu liegen und den Sonnenuntergang am Venice Beach zu beobachten, dafür eignet sich die EP von City Lights Calling geradezu hervorragend. Wer sich von seiner Musik etwas mehr als das wünscht, ist hier vielleicht an der falschen Adresse. Alle anderen sollten damit aber ihren Spaß haben.
TRACKLIST
01. Threebrothers
02. Encinitas
03. Palms
04. Nuclear
05. We Are Kings (ft. Al Pone)
06. Venice
VÖ: 09.03.2018, self-released
Hier als CD und Vinyl (Pre-Order) erhältlich.