WIENER FESTWOCHEN: FEED.X
Verstörende Grafiken auf einer Leinwand. Geometrische Räume, die sich zu elektronischer Musik verändern, die vibrieren, umrahmt von einer sich drehende Kugel aus menschlichen Gebilden. Darüber hinaus im zweiten (erfühlbaren) Akt grelle Stroboskoplichter und Nebel, der deinen Sitznachbarn links und rechts, vor dir und hinter dir unsichtbar macht. Viel, viel Nebel. In der Installation „FEED.X“ des österreichischen Multimedia-Künstlers Kurt Hentschläger darf man erst als Zuseher Platz nehmen, voller Erwartungshaltung und auch Skepsis, um anschließend selbst ein Teil davon zu sein.
Wie heißt es gleich im Werbejargon: Mittendrin statt nur dabei. Bereits 1980 wusste Kult-Regisseur John Carpenter Nebel im Horror-Genre („The Fog“) wirkungsvoll einzusetzen. Eine Projektionsfläche, die vorhanden, wahrnehmbar ist und doch nicht greifbar, mysteriös, ja nebulös bleibt. Die Anzahl der Leute, die daraufhin an Nebulaphobie erkrankten, soll zum damaligen Zeitpunkt rapide angestiegen sein. Gut möglich, dass gewisse Besucher mit der ein oder anderen Phobie aus „FEED.X“ herausgehen. Und falls nicht, sind es womöglich nur Kopfschmerzen.
Alles verschwimmt innerhalb des bestuhlten Raumes. Wer Panik bekommt, sich unwohl fühlt, der hebt die Hand und wird vom Festwochen-Personal hinausbegleitet, Wärmebildkamera sei Dank. Ja, es gibt eine Art Briefing. Es gilt auch ein Papier zu unterzeichnen, um bei auftretenden Problemen den Künstler nicht verklagen zu können. Außerdem sei völlig unsinnig, die Augen zu schließen, wird einem davor noch erklärt. Man müsse schon die Handflächen nehmen und sie vors Gesicht halten. Erst dann sei es wirklich dunkel und die Lichter können einen nicht erreichen. Wer hingegen nicht an Platzangst, Bluthochdruck oder vor allem Epilepsie leidet, der darf 40 Minuten abtauchen in ein ungeahntes Farb- wie Klangspektrum und ist um eine interessante Erfahrung, visuell wie auditiv, reicher. Brummschädel inklusive.