Verwandlung eines Wohnzimmers
Das Unheil macht selbst vor dem Mietrechtsgesetz nicht Halt. Regisseur Toshiki Okada und Komponist Dai Fujikura kreieren gemeinsam und zum ersten Mal für die Wiener Festwochen mit „Verwandlung eines Wohnzimmers” ein katastrophisches Musiktheater. Eine düstere Präsenz sucht eine Familie in ihrem Heim auf, die im Laufe der Vorstellung spürbar an Gewichtung zunimmt.
Die sieben Musiker und Musikerinnen vom Klangforum Wien sorgen mit ihrem Spiel für eine anregende Untermalung des Geschehenen. Auf der Bühne tummelt sich nämlich ein sechsköpfiges Schauspiel-Ensemble und steht im Dialog. Auf Japanisch, mit deutschen und englischen Übertiteln, wird die Darbietung mit bedächtigen Schritten und ohne große Hast ins Rollen gebracht.
Eineinhalb Stunden nimmt die Tragödie ihren Lauf. Das Publikum bekommt Einblick in einen familiären Alltag, der einerseits vom niederträchtigen Vermieter in Bedrängnis gebracht wird, weil er das Mietverhältnis der Protagonisten auf der Bühne einfach mal so auflösen will, und andererseits drängt sich eine Präsenz auf, die das Leben der Darstellenden für immer verändern wird. Es beginnt mit einem unbekannten Eindringling, der ganz in Schwarz gekleidet und mit dunkler, klebriger Flüssigkeit die Familie aufsucht, um Unruhe zu stiften. Draußen sorgt ein immerwährender Regen dafür, dass sich das Gemüt und die Laune allgemein auch nicht wirklich bessert, während im Inneren des Hauses Möbel und Wände ein Eigenleben entwickeln, sich verschieben, wegdrehen oder förmlich auflösen.
Fazit
Ob wir am Ende unser bekanntes Raumzeitkontinuum hinter uns gelassen haben, die Welt in schwarzer Materie untergegangen ist oder wie einst bei Noah total überschwemmt wurde, obliegt der eigenen Interpretation. Was inhaltlich durchaus radikal anmutet, hätte musikalisch wie auch von der Darstellung her noch einen Tick ausufernder sein können. Der Raum, den Bühne und Musik hier einnehmen, gehört für den Verfasser dieser Zeilen noch mehr durchgerüttelt. Somit gehen Form und Inhalt bei diesem Stück noch nicht zu 100% eine Symbiose ein. Was nicht ist, kann ja noch werden.
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