Elective Affinities: serpentwithfeet
Queere schwarze Liebe bei den Wiener Festwochen mit serpentwithfeet. Der experimentelle Soul/RnB-Sänger aus Brooklyn, New York City gastiert im Rahmen der „Elective Affinities“-Serie Mitte Juni live im Wiener Porgy & Bess. Nächster Halt: Konsens?
Josiah Wise, so sein bürgerliche Name, versteht sich als eine Art Storyteller. Weil er in geradezu mehrfacher Hinsicht über den Tellerrand blickt. Nahezu jeder Song an diesem Abend im Wiener Porgy & Bess wird um persönliche Hintergrundinfos ergänzt. Mit solchen Anekdoten aus dem privaten Fundus, ist es wenig verwunderlich, dass sich das Publikum begeistert zeigt. Es ist ein Seelenstriptease, der nicht nur unwiderstehlich verpackt, sondern auch mit Humor versehen ist. Musikalisch werden basslastige Beats von serpentwithfeet (mitsamt sympathischen Schlagzeuger auf der Bühne) dargeboten. Unkonventionelle Strukturen, elektronische Loops und ein Gesang, der mit jazzigen Konstruktionen spielt und oft an Gospel erinnert, runden die Performance ab. Das sind allesamt Dinge, die der 34-Jährige derzeit „anders“ macht als alle anderen.
Natürlich geht es vom Inhalt her, wie könnte es auch anders sein, vermehrt um die Liebe. Um die gelebte homosexuelle Zuneigung eines schwarzen Mannes, die nicht erwidert wird oder doch erwidert wird. Nur um später hoffnungslos in die Brüche zu gehen. Das sind heartwretching Themen, die im Grunde alle ansprechen und mit einer außerordentlichen Offenheit kommuniziert werden. Hier dockt die Festwochen-Reihe an, die ab diesem Jahr Raum schaffen möchte für nonkonformistische und spannende Künstler.
Fazit
Die bunten und doch homogenen Soundcollagen von Liedern wie „Amir“ oder „Fellowship“ passen indessen wie die zwei glitzernden Ärmel des Solisten, die unter dem T-Shirt aufblitzen. Besonders herausragend gestaltet sich das weiter entschleunigte und noch mehr beseelte Coldplay-Cover „Magic“ und eine kleine, spontan eingebrachte Fugees-Interpretation von „Killing My Softly“ dank des Zurufs eines Fans. Obwohl das Publikum nach dem Set lautstark nach mehr verlangt und dementsprechend lange nach einer Zugabe fordert, bleibt die Bühne leer. Herzerwärmend.
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